Wie wurde im Laufe von nicht einmal hundert Jahren aus dem jüdischen Weisheitslehrer Jesus der an vielen Orten des Römischen Reichs verehrte Sohn Gottes? Dieser Frage geht Burton L. Mack - einer der bedeutendsten Neutestamentler der USA - in diesem Buch nach. Durch die konsequente soziologische Deutung der urchristlichen Tradition kommt er zu ebenso überraschenden wie plausiblen Thesen zur Entstehung des Neuen Testaments und des christlichen Mythos. Das mit detektivischem Spürsinn verfasste Buch bietet nicht zuletzt einen glänzenden Überblick über die vielschichtige Tradition der frühchristlichen Schriften.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Ekkehard W. Stegemann erläutert zunächst, dass es Mack hier darum geht, der Bibel als "`Gründungsmythos` westlicher Zivilisationen" auf die Spur zu kommen, was der Autor selbst nicht unproblematisch findet - ist doch das Christentum seiner Ansicht nach aus einem `Zusammenprall der Kulturen` herzuleiten und dementsprechend komplex. Und so hat Mack - wie der Rezensent feststellt - die Bibel "zerlegt", ihre Ursprünge und die verschiedenen ihr vorausgegangenen "Jesusbewegungen" untersucht. Stegemann räumt ein, im Rahmen einer Rezension nur unzureichend die zahlreichen Facetten dieses "großartigen Puzzles" wiedergeben zu können. Jedoch lobt er das Buch ausdrücklich, weil es seiner Ansicht nach nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Entstehung christlicher Mythen darstellt, sondern darüber hinaus auch spannend zu lesen ist. Zwar zeigt sich der Rezensent mit einzelnen Aspekten nicht einverstanden - so etwa mit manchen Datierungen. Er weiß jedoch Macks Mut zu Hypothesen durchaus anzuerkennen. Auch von der Übersetzung durch Christian Wiese zeigt sich Stegemann begeistert, nicht zuletzt, weil sie die gute Verständlichkeit des Buchs angemessen berücksichtigt habe.
© Perlentaucher Medien GmbH
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