Roger Willemsens letztes Buch sollte "Wer wir waren" heißen. Es sollte die Versäumnisse der Gegenwart aus der Perspektive derjenigen erzählen, die nach uns leben werden. Dieses Buch werden wir nie lesen können. Umso stärker wirkt eine Rede, die Roger Willemsen noch im Juli 2015 gehalten hat: Sie ist nicht nur das melancholische Resümee und die scharfe Analyse eines außergewöhnlichen Zeitgenossen, sondern zugleich das leidenschaftliche Plädoyer für eine "Abspaltung aus der Rasanz der Zeit" an die nächste Generation, sich nicht einverstanden zu erklären. Roger Willemsen hat diese Rede am 24.…mehr
Roger Willemsens letztes Buch sollte "Wer wir waren" heißen. Es sollte die Versäumnisse der Gegenwart aus der Perspektive derjenigen erzählen, die nach uns leben werden. Dieses Buch werden wir nie lesen können. Umso stärker wirkt eine Rede, die Roger Willemsen noch im Juli 2015 gehalten hat: Sie ist nicht nur das melancholische Resümee und die scharfe Analyse eines außergewöhnlichen Zeitgenossen, sondern zugleich das leidenschaftliche Plädoyer für eine "Abspaltung aus der Rasanz der Zeit" an die nächste Generation, sich nicht einverstanden zu erklären. Roger Willemsen hat diese Rede am 24. Juli 2015 gehalten. Es war sein letzter öffentlicher Auftritt.
"Wir waren jene, die wussten, aber nicht verstanden, voller Informationen, aber ohne Erkenntnis, randvoll mit Wissen, aber mager an Erfahrung. So gingen wir, von uns selbst nicht aufgehalten."
Roger Willemsen hatte ein besonderes Talent: Er konnte mit dem Ernsten unterhalten und das Unterhaltende ernst nehmen.
Der 1955 geborene Schriftsteller und Publizist Roger Willemsen ist am 7. Februar 2016 im Alter von 60 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung in seinem Haus in Wentorf bei Hamburg verstorben. Am 15. August 1955 wurde Roger Willemsen in Bonn geboren. Er studierte Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in seiner Heimatstadt und in Florenz, München, Wien. Nebenbei arbeitete Willemsen als Nachtwächter, Reiseleiter und Museumswärter. Er promovierte über die Dichtungstheorie von Robert Musil. Seine Habilitationsschrift über Selbstmord in der Literatur beendete er nicht. Später war er als Übersetzer tätig, schrieb Bücher und war Assistent für Literaturwissenschaften an der Uni München. Von London aus berichtete Willemsen als Journalist, bevor er 1991 zum Fernsehen wechselte. Bemerkenswert war, dass er sich mit jedem unterhalten konnte ganz gleich ob Prominenter oder Obdachloser, weil er sich für alles interessierte und ihm alles wichtig war. Roger Willemsen machte Radio, wobei Jazz seine Leidenschaft war, und er schrieb Bücher, die zu Bestsellern wurden, zuletzt „Das Hohe Haus – ein Jahr im Parlament“. Manche nannten ihn einen Intellektuellen, er bezeichnete sich schlichtweg als Autor. Das Buch an dem er bis zuletzt gearbeitet hat, wird nun von Insa Wilke mit dem Titel Wer wir waren herausgegeben. Gedacht war das Projekt Wer wir waren als eine schwärmerische Vision des Menschen und seiner Möglichkeiten dargestellt aus der Perspektive einer gescheiterten Menschheit. Ein Aufruf die Welt zu verändern, Einfluss zu nehmen auf das Politische und Gesellschaftliche, das wollte er der nächsten Generation mit auf den Weg geben.
Roger Willemsen war stets voller Dankbarkeit für das Leben
Roger Willemsen war permanent auf Reisen, am liebsten zu denen, die in Not geraten sind. Für Amnesty International und für Care war er unterwegs, hat Auftritte bestritten und Honorare gespendet und zwar ganz stillschweigend. Roger Willemsen besaß außergewöhnliche Denk- und Sprachfähigkeiten und verkörperte damit wie kein zweiter den Anspruch der ernsten Unterhaltung. Der Tod Roger Willemsens ist ein herber Verlust für die Menschheit, denn er war ein brillanter Autor, einer der wichtigsten Intellektuellen unseres Landes sowie ein Kämpfer für die Menschen. Bleibt uns nur seine Aufrufe ernst zu nehmen und seinen Wegweisern zu folgen. Aus diesem Grund sollten Sie sich die Zukunftsrede von Roger Willemsen Wer wir waren keinesfalls entgehen lassen!
Autorenporträt
Roger Willemsen, geboren 1955 in Bonn, gestorben 2016 in Wentorf bei Hamburg, arbeitete zunächst als Dozent, Übersetzer und Korrespondent aus London, ab 1991 auch als Moderator, Regisseur und Produzent fürs Fernsehen. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Bayerischen Fernsehpreis und den Adolf-Grimme-Preis in Gold, den Rinke- und den Julius-Campe-Preis, den Prix Pantheon-Sonderpreis, den Deutschen Hörbuchpreis und die Ehrengabe der Heinrich-Heine-Gesellschaft. Willemsen war Honorarprofessor für Literaturwissenschaft an der Humboldt-Universität in Berlin, Schirmherr des Afghanischen Frauenvereins und stand mit zahlreichen Soloprogrammen auf der Bühne. Zuletzt erschienen im S. Fischer Verlag seine Bestseller 'Der Knacks', 'Die Enden der Welt', 'Momentum', 'Das Hohe Haus' und 'Wer wir waren'. Über Roger Willemsens umfangreiches Werk informiert der Band 'Der leidenschaftliche Zeitgenosse', herausgegeben von Insa Wilke. Willemsens künstlerischer Nachlass befindet sich im Archiv der Akademie der Künste, Berlin. Literaturpreise: Rinke-Preis 2009 Julius-Campe-Preis 2011 Prix Pantheon-Sonderpreis 2012 Insa Wilke wurde 1978 in Bremerhaven geboren und lebt als Publizistin, Literaturkritikerin und Moderatorin in Frankfurt am Main. Sie veröffentlichte u.a. die Monographie ¿Ist das ein Leben. Der Dichter Thomas Brasch¿ (2010) und ¿Bericht am Feuer. Gespräche, E-Mails und Telefonate zum Werk von Christoph Ransmayr¿ (2014). 2010 übernahm sie die Programmleitung im Literaturhaus Köln und gab diese Tätigkeit zugunsten des freiberuflichen Arbeitens 2012 wieder auf. 2014 wurde sie mit dem Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik ausgezeichnet.
Rezensionen
Es sind Fragen, um die uns »kein Navigationssystem herum manövriert«, die Willemsen hier aufwirft. Es ist ein Glück, dass er sie uns hinterlassen hat. Katja Kraft Münchner Merkur 20161123
Es gelten unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen: www.buecher.de/agb
Impressum
www.buecher.de ist ein Internetauftritt der buecher.de internetstores GmbH
Geschäftsführung: Monica Sawhney | Roland Kölbl | Günter Hilger
Sitz der Gesellschaft: Batheyer Straße 115 - 117, 58099 Hagen
Postanschrift: Bürgermeister-Wegele-Str. 12, 86167 Augsburg
Amtsgericht Hagen HRB 13257
Steuernummer: 321/5800/1497
USt-IdNr: DE450055826