Die Popularität der Poesie bleibt unbewiesen, aber sicher ist: In den Nischen blüht sie, auch wenn dieses Leben in den Wörtern kaum mehr öffentlich wird. Mannigfaltigkeit und Verworrenheit sind nicht zu übersehen. Doch über allem schwebt die Gefahr, unter sich zu bleiben. In dieser Lage scheint eine kritische Selbstparodie angemessen. Zum Beispiel im Intervall zwischen zwei totgesagten Gattungen: dem Western und der Dichtung. Denn Totgesagte leben länger. In komischem Ernst oder ernster Komik werden die letzten Helden auf den Schauplatz zitiert und Pistolen mit Wörtern geladen. Lesbar wird eine Poetik des Kugel-Schreibens, die in vielerlei Weise vom Leben und Sterben handelt, von den mächtigen Verlockungen der Gewalt des Schreibens sowie den Sehnsüchten der Selbstaufhebung. Aber auch von der Notwendigkeit, von Zeit zu Zeit Scheuklappen zu tragen, um Kraft zu schöpfen, während man sich für einen Moment von der Einfalt des Gesangs tragen lässt.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent und Autor Tobias Lehmkuhl scheint sich zunächst zu freuen über ein bisschen amerikanische Lakonie in der deutschsprachigen Literatur bzw. sogar Lyrik - in einem 170 Seiten starken Langgedicht verwandle Tim Trzaskalik klassische Western-Filme in Versform, staunt Lehmkuhl; jeder Abschnitt sei dabei einem der über sechzig hinten im Buch aufgelisteten Filme gewidmet. Aber die Lakonie hat es schwer im deutschen Raum, seufzt der Kritiker, und so komme auch Trzaskalik nicht aus ohne eine "gute Prise alteuropäischer Ironie" mit Hang zum "Nonsense" und manchmal auch zum "Kalauer" - das scheint den Rezensenten zumindest hin und wieder zum Schmunzeln zu bringen. Neue Perspektiven auf den Western oder die Gedichtform gewinnt er dadurch aber nicht, und er spricht auch von einer "typisch männlichen" Auseinandersetzung mit einem männlichen Genre. Zum besseren Verständnis der Anspielungen empfiehlt Lehmkuhl außerdem eine kurze Plot-Recherche der Filme auf Wikipedia.
© Perlentaucher Medien GmbH
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