Produktdetails
- Deutschland in alten Ansichtskarten
- Verlag: Weidlich
- Seitenzahl: 128
- Abmessung: 150mm x 210mm
- Gewicht: 378g
- ISBN-13: 9783800318490
- Artikelnr.: 10445571
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Ende des 19. Jahrhunderts war sie ein bedeutendes Kommunikationsmedium und begehrtes Sammlerobjekt, heutzutage muß sie der Konkurrenz von Internet und Handys trotzen. Daß sich ein Blick auf die Motive von historischen Ansichtskarten auch heute noch lohnt, beweist das Büchlein von Otto Fink: Es ist weit mehr als eine Sammlung historischer Stadt- und Landschaftsansichten. Anhand einer kurzen Einführung und knapper Bilderläuterungen kann der Leser beim Betrachten der mehr als 100 Lithographien und Stiche, Zeichnungen und Fotografien die Kulturgeschichte der Ansichtskarte und auch ein Stück Alltagsgeschichte Wiesbadens nachvollziehen.
So ist unter anderem zu erfahren, daß Wiesbaden als Kurstadt im Vergleich zu anderen Städten besonders häufig von Künstlern in Kupfer- und Stahlstichen abgebildet worden ist, um den von weither angereisten Gästen eine bleibende Erinnerung zu verschaffen: Das Kurhaus und der Neroberg, der Kochbrunnen und die Wilhelmstraße gehörten zu den beliebtesten Motiven.
Die Postkarte im heutigen Sinne wurde im Jahre 1870 von einem Oldenburger Buchhändler erfunden: Er erkannte, daß sich aus dem Wunsch der Reisenden, ihren Angehörigen etwas von der Schönheit ihres Aufenthaltsortes zu vermitteln, ein Geschäft machen läßt, und begann die vorhandenen Stiche in Serie zu drucken. Da die Rückseite der Karten zunächst ausschließlich für die Adresse bestimmt war, beschrieben viele die Bildseite mit Nachrichten und Grüßen.
An den in dem Bildband ausgewählten Karten läßt sich nachvollziehen, wie sich mit diesem Funktionswandel der Ansichtskarte auch die Motive der Bilder geändert haben. Statt naturgetreuer Stadtansichten standen zunehmend Ereignisse, Stimmungen und Menschen im Mittelpunkt: die Enthüllungsfeier des Kaiser-Friedrich Denkmals in Wiesbaden, der Besuch der kaiserlichen Familie bei den Maifestspielen oder zum Beispiel eine belebte Straßen- oder Kaffeehausszene. Eine Kuriosität stellt auch die "Abschiedkarte vom alten Kurhaus Wiesbaden zu Ende des Jahres 1904" dar, mit welcher der Abriß des alten Kurhauses dokumentiert wird: Das Gebäude, von dem auf der Zeichnung nur noch die Säulen und das Fundament erhalten sind, ähnelt hier beinahe einer römischen Tempelruine und läßt vermuten, daß so mancher geschichtsbewußte Zeitzeuge mit dem Abriß nicht einverstanden war.
In den knappen Erläuterungen zu den einzelnen Karten weist der Autor auch auf jene Veränderungen hin, die heute noch das Bild Wiesbadens prägen: Das Bowling Green diente zum Beispiel einst dem englischen Ballspiel, erst später wurden dort Wasserbassins und Blumenbeete angelegt. Die Fotografie einer alten Dampflokomotive und der Kaiserbrücke zwischen Mainz und Wiesbaden bebildern schließlich das Ende der Ära Wiesbadens als Weltkurstadt und schaffen einen Ausblick auf das Industriezeitalter.
SUSANNE BRAITSCH
Otto Fink (Hrsg.): Wiesbaden in alten Ansichtskarten. Weidlich Verlag, Würzburg 2002. 128 Seiten, 14,95 Euro.
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