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Clarice Lispector (1920-1977) wurde in der Ukraine geboren und lebte nach ihrer Flucht vor allem in Rio de Janeiro. Ihr dichterisches Werk wurde wenig erschlossen, gehört aber unbestritten zur Weltliteratur.Ihr Schreiben folgt dem unbedingten Verlangen nach der Unmittelbarkeit des Lebens. Lispector will "den bebenden, lebendigen Nerv des Jetzt" spüren. Die Figuren ihrer Romane und Erzählungen treten aus einem vorgezeichneten Leben und vollziehen einen vielleicht unmöglichen Prozess der Befreiung.Lispectors Texte denken das Leben nicht in Form von Grenzen zwischen Natur und Kultur, sondern als…mehr

Produktbeschreibung
Clarice Lispector (1920-1977) wurde in der Ukraine geboren und lebte nach ihrer Flucht vor allem in Rio de Janeiro. Ihr dichterisches Werk wurde wenig erschlossen, gehört aber unbestritten zur Weltliteratur.Ihr Schreiben folgt dem unbedingten Verlangen nach der Unmittelbarkeit des Lebens. Lispector will "den bebenden, lebendigen Nerv des Jetzt" spüren. Die Figuren ihrer Romane und Erzählungen treten aus einem vorgezeichneten Leben und vollziehen einen vielleicht unmöglichen Prozess der Befreiung.Lispectors Texte denken das Leben nicht in Form von Grenzen zwischen Natur und Kultur, sondern als ständige Vermischung. Die Natur ist kein getrennter Raum, sie "ist einnehmend: sie umgarnt (...) mit Haut und Haaren und ist sexuell lebendig". Sie verschlingt und überwuchert das wahrnehmende Ich und auch den Raum der Schrift. Das Schreiben soll zur pflanzlichen Substanz oder zum "lebendigen Wasser" werden. Statt die Natur in einen äußeren Raum zurückzudrängen und aus der Distanz des Denkens heraus zu beschreiben, nähern sich ihre Texte dem organischen Leben an und erzählen von einer anderen Welt. Lispector sucht nach der "dichten Wildnis der Wörter". Dies vereint in der Mannigfaltigkeit ihrer Texte und Erzählformen ihr schriftstellerisches Unternehmen, das dieser einführende Essay in einigen grundlegenden Zügen in den Blick nimmt.
Autorenporträt
Hanna Sohns ist wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Romanische Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie studierte in München, Paris und Wien und promovierte an der Universität Erfurt über Fernando Pessoa. Derzeit schreibt sie an einer Studie über die Figur der Weiblichen Schar, deren Spuren sie von der Antike bis in die moderne Literatur verfolgt.
Rezensionen
"Der 'Kern' des Lebens, wenn man so will, ist nicht hart und fest, sondern flüssig und chaotisch. Deswegen spiele die Figur der Qualle in "Aqua viva" eine so wichtige Rolle, und mehr noch der weiße Brei aus Innereien in "Die Passion nach G. H.". Die zerteilte Schabe sei Lebendigkeit ohne jede Transzendenz: "Wenn es eine Nähe zur mystischen Literatur gibt, so nur zu einer radikalen Form mystischen Denkens, in der nicht die Erfahrung der Gnade, sondern ihr Fehlen im Zentrum steht." Lispector verfolge nicht das Ziel, die Welt zu ordnen und zu verstehen. Sie wolle, schreibt Sohns, die Dinge vielmehr in ihrer Fragilität und Flüchtigkeit bewahren, statt sie in ein Korsett aus Sprache zwingen. Es gehe ihr um den titelgebenden "Wildwuchs der Wörter".Tobias Lehmkuhl, FAZ, 4.9.2025

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mit Luis Rubys Neuübersetzung des Romans "Die Passion nach G.H." rückt Clarice Lispectors radikaler Text neu ins Licht, schreibt Rezensent Tobias Lehmkuhl. Statt einer klassischen Handlung gibt es eine "zweihundertseitige Meditation" über Selbstfindung - ausgelöst durch die Begegnung mit einer zerquetschten Kakerlake. Der Rezensent hebt hervor, wie sehr Ruby die Widerspenstigkeit des Originals bewahrt und damit Lispectors Mischung aus existenzialistischer Abstraktion und mystischer Ekstase spürbar macht. In diesem fast Beckett'schen Kammerspiel gerät Sprache selbst an ihre Grenzen: Sie soll, wie es heißt, zu einer "geraden Linie im Weltraum" werden. Parallel dazu erinnert Hanna Sohns' Studie an den "Wildwuchs der Worte" in Lispectors Werk. Beide Bücher zeigen dem Kritiker, wie diese Autorin Form und Begriff verweigert - um das chaotisch Lebendige zu bewahren. 

© Perlentaucher Medien GmbH