Als der 18-jährige Zack aus Kamerun nach Paris flieht, überlässt er seine junge Mutter ihrem Schicksal und ihren Geheimnissen. Die vielen Fragen, die er ihr nie gestellt hat, und die Erinnerung an alle, die er geliebt und verlassen hat, verschließt er tief in sich. Konfrontiert mit Diskriminierung, aber perfekt angepasst an seine neue Umgebung, baut Zack sich ein Leben als Psychologe und Familienvater auf, scheinbar glücklich - bis ihn seine Vergangenheit einholt und alles ins Wanken bringt. Einige Jahrzehnte zuvor erlebt sein Großvater Zacharias, der als Fischer mit seiner Familie in einem kleinen Küstendorf lebt, wie durch eine große Holzfirma und die Industrialisierung der Fischerei das traditionelle Leben der Familie aus den Fugen gerät. Kunstvoll hat Hemley Boum die beiden Erzählstränge miteinander verwoben. Entstanden ist ein bewegender Roman, der die unauflösbaren Verflechtungen der Generationen über die Grenzen von Raum und Zeit hinweg sichtbar macht, der von Schuld und Sühne, Vergebung und Versöhnung erzählt.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensentin Bettina Baltschev ist gerührt vom Familienroman der kamerunischen Schriftstellerin Hemley Boum rund um von kolonialen Konsequenzen gezeichneten Lebensentwürfen. Die Autorin geht abwechselnd zweisträngig vor: Da ist einerseits die Geschichte des kamerunischen Fischers Zacharias, der, um seiner Familie ein besseres Leben bieten zu können, den Handel mit westlichen Fischerunternehmen eingeht, der ihn jedoch zusehends verschuldet. Andererseits liest Baltschev auch von Zacharias' in Paris lebenden und von seiner Familie entfremdeten Neffen Zachy, der, täglichem Rassismus ausgesetzt, Psychologie studiert. Für die Kritikerin sind trotz der wichtigen Männerfiguren die Frauen der stille Kern dieses herzergreifenden Romans; sie erinnert sich lieber an Zacharias' geduldige Frau Yolanda oder an seine Tochter und Zachys Mutter Dorothee, die sich die Schuld am Tod ihrer Schwester gibt. Die Botschaft der allgegenwärtigen Heimat als aufzuarbeitende Lebenszäsur, auf die auch das "melancholische Happy End" verweist, sei angemessen, wenn auch in der migrantischen Literatur inzwischen sehr geläufig. Aushebeln kann das für Baltschev dafür der gelungen-klagebefreite Ton des Textes, der westlichen Lesenden still "einen Spiegel vorhält".
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Eine herzergreifende Familiengeschichte." Bettina Baltschev / Deutschlandfunk







