Die Reise in eine fremde Welt ungeahnter Kontraste und bezaubernder Geschichten, heraufbeschworen in kraftvollen Fotografien und fesselnden Erzählungen: "Weltensammler" Ilija Trojanow und Christian Muhrbeck reisten jahrelang durch Bulgarien, um die Facetten des dortigen Lebens zu erkunden, zwischen archaischer Kultur, Postsozialismus und den Spannungen der jüngsten Vergangenheit. Entstanden sind Fotografien, die jenseits aller Klischees den Alltag am Rand von Europa festhalten. Verbunden mit dieser Bilderwelt sind Erzählungen, die zwischen Reportage und Poesie schweben, und eine Region präsentieren, die bisher weitgehend verborgen blieb, auch wenn sie längst Teil unseres gegenwärtigen Europa ist.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Sehr gerne lässt sich Sabine Vogel von Autor Ilija Trojanow und Fotograf Christian Muhrbeck in die fernen Regionen von Bulgariens Osten entführen: Dort treffen beide, von touristischen Interessen völlig frei, auf die ganz gewöhnlichen Bewohner der Peripherie Europas, wo Muhrbecks Kamera Armut und Schmutz einfängt, während Trojanow, der selber aus Bulgarien stammt, für seinen "leisen Bericht" den "Geschichten der Überflüssigen, Abgehängten und Abgewickelten" einfach nur zuhört, wie die Kritikerin erklärt. Besonders wird ihr Interesse von der brachen Ästhetik dieser urlaubstouristischen Ansprüchen nicht gerecht werdenden Welt geweckt, die Muhrbecks Fotografien nicht als illustrativer, sondern als gleichberechtigter Bestandteil dieses Bandes dokumentiert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Die Aufnahme von Christian Muhrbeck ist ein klassisches Reportagefoto: Ein Mann mit zerfurchtem Gesicht, hellem Käppi und Jogginghose steht vor dem Rumpf eines Autobusses. Er zieht an einer Zigarette. Der Blick schweift in die Ferne. Doch die verrostete Karosse verspricht keine Reise mehr. Einige Seiten weiter schreibt Ilija Trojanow: "Sein Heim ist ein Blechkasten auf vier Rädern, Marke Robur, made in the GDR, sein Wohnzimmer, sein Schlafzimmer, sein Lager, der Laderaum ein Kaninchenstall." Ein kleiner Hinweis im Buch warnt vor dem Fehlschluss: Trojanows Texte beschreiben keineswegs die Menschen auf den Bildern. Das Buch "Wo Orpheus begraben liegt" versammelt auch keine Reportagen - es verwischt vielmehr die Grenzen zwischen Realität und Fiktion. Muhrbeck und Trojanow sind über Jahre hinweg immer wieder gemeinsam durch Bulgarien gereist. Die körnigen Schwarzweißfotografien präsentieren über weite Strecken ein beklemmend rückständiges Land: Holzöfen, Häuserruinen, Müllberge. Nur ab und zu durchbricht ein ironisches Motiv oder ein fröhliches Gesicht die Tristesse. Muhrbeck beweist einen Blick für Details und spannende Perspektiven. Doch einige seiner Bilder liefen Gefahr, ins Klischeehafte abzudriften, gäbe es da nicht Trojanows Texte - kurze Erzählungen, Notizen, Gedanken. Wer spricht hier, was wird beschrieben? Die intime Prosa kontrastiert mit der Frontalität der Fotografien. Das Experiment, Text und Bild so nebeneinanderzustellen, gelingt - gemeinsam fügen sie sich zum spannenden Porträt eines Landes am Rande Europas.
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"Wo Orpheus begraben liegt" von Ilija Trojanow (Text) und Christian Muhrbeck (Fotos). Hanser Verlag, München 2013. 224 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 24,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Die Intimität der Geschichten ergänzt kongenial die Intimität der Bilder. Hier wird nichts vorschnell erklärt und eingeordnet, hier gibt es keine schnellen Rezepte." Tim Schleider, Stuttgarter Zeitung, 04.09.13
"Ilija Trojanow und Christian Muhrbeck begeben sich in den Osten Europas. Am Rand der Gesellschaft finden sie spannende Geschichten." Hans Gasser, Süddeutsche Zeitung, 08.10.13
"Mit- und Ineinander ergeben Bild und Wort ein Gesamtkunstwerk, eine eindringlich-persönliche Annäherung an ein Land zwischen Archaik und Postsozialismus." Andreas Wirthensohn, Wiener Zeitung, 21./22.09.13
"Ein faszinierender Band." Jörg Plath, Deutschlandradio Kultur, 17.12.13
"Ilija Trojanow und Christian Muhrbeck begeben sich in den Osten Europas. Am Rand der Gesellschaft finden sie spannende Geschichten." Hans Gasser, Süddeutsche Zeitung, 08.10.13
"Mit- und Ineinander ergeben Bild und Wort ein Gesamtkunstwerk, eine eindringlich-persönliche Annäherung an ein Land zwischen Archaik und Postsozialismus." Andreas Wirthensohn, Wiener Zeitung, 21./22.09.13
"Ein faszinierender Band." Jörg Plath, Deutschlandradio Kultur, 17.12.13