"Dichter und Angler gehen verborgenen Geheimnissen nach; dieser dem Fisch, jener dem Vers", schrieb Reiner Kunze 1974. Und da man weder "vom Dichten noch vom Angeln leben kann", angelte der Dichter Reiner Kunze auch immer in fremden Teichen und brachte als Übersetzer so manchen Vers ans Land und entdeckte dem deutschen Leser so manchen fremdsprachigen Dichter.
Unter den Autoren, die so zu seinen Freunden wurden, stach vor allem Jan Skácel hervor, dessen "wundklee" Reiner Kunze kongenial übertrug. Über Jahre hinweg waren Kunzes Übersetzungen die einzigen Veröffentlichungen des in der Tschechoslowakei verbotenen Dichters. Dichten wie Übersetzen waren Formen des Widerstandes und der Rettung.
Unter den Autoren, die so zu seinen Freunden wurden, stach vor allem Jan Skácel hervor, dessen "wundklee" Reiner Kunze kongenial übertrug. Über Jahre hinweg waren Kunzes Übersetzungen die einzigen Veröffentlichungen des in der Tschechoslowakei verbotenen Dichters. Dichten wie Übersetzen waren Formen des Widerstandes und der Rettung.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Peter Demetz sieht in diesen Nachdichtungen "nicht zuletzt Fragmente einer Autobiografie" Reiner Kunzes, denn sie bewahren seiner Ansicht nach "unverwehbare Spuren" von Kunzes Lebensweg auf. Bei der Auswahl der tschechischen Gedichte, die dem Rezensenten zufolge in dieser Auswahl "bei weitem" überwiegen, sieht er außerdem sich ein "verborgenes literarisches Drama" konstituieren, in dem Kunze sich selbst durch ausgeprägte Neigungen näher bestimme. Er übersetze eine berühmte Arbeiterballade Jiri Wolkers ebenso wie Gedichte des älteren Polemikers J.S. Machar und des Melancholikers Karel Torman. Auch jüngere Lyrikerinnen wie Milena Fucimanova hätten in Kunze einen wirksamen Anwalt. Doch den "wunderbaren Zauberer eines spielenden Realismus'" sieht der Rezensent zu seinem Bedauern fehlen, und den Tragiker Frantisek Halas nur mit einem Text vertreten. Dies jedoch tut der Hochschätzung des Rezensenten für Kunzes Auswahl, die auch Übersetzungen aus dem Polnischen, Jiddischen, Slowakischen und Ungarischen einschließt, keinen Abbruch. Vielmehr lobt er dessen sehr eigenen und vielschichtigen Internationalismus und liebt jede von Kunzes Entscheidung für eine poetische Provinz.
© Perlentaucher Medien GmbH
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