Was sagen wir eigentlich, wenn wir bestimmte Begriffe benutzen? Eine anthropologische Reise um die Welt in 28 Wörtern.Der berühmte französische Anthropologe Marcel Mauss verstand es wie kein Zweiter, in fernen Welten die spezifischen Konzepte einer spezifischen Kultur zu unterscheiden und ihre Bedeutung und ihren Gebrauch zu rekonstruieren. Einige von ihnen, wie »Tabu« oder »Mana«, die beide aus Polynesien stammen, haben so Eingang in unsere Sprachen gefunden. Auf den Spuren von Mauss versammelt Tobie Nathan solche Wörter, um ihre Beziehung zu jener Gesellschaft zu untersuchen, in der sie entstanden sind und um über ihren Gebrauch in anderen Gesellschaften nachzudenken. Er legt eine ebenso reiche wie anschauliche Sammlung von Begriffen vor, die Fenster in andere Kulturen öffnen. Ein einzelnes Wort, so zeigt sein Buch von A bis Z, kann uns auf ungemein erhellende und bereichernde Weise fremde Denk-, Lebens- und Gesellschaftsformen erschließen.Von Kanada bis zu den Philippinen, vonNeuguinea bis in den Nahen Osten erkundet der Ethnopsychoanalytiker Tobie Nathan Konzepte in fernen Welten, die ebenso spezifisch für das Fremde wie erhellend für das Eigene sind. Der Dschinn aus dem Maghreb oder dem Nahen Osten beschäftigen Nathan ebenso wie der Vodoo aus Benin oder Togo, weil sie die klinische Arbeit mit Patienten aus diesen Welten kohärenter machen. Denn wenn vom Fremden die Rede ist, ist es häufig das eigene Fremde, das wir in uns tragen.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Kein gutes Haar lässt Rezensent Andreas Meyer an Tobie Nathans Abecedarium, das, auf der Basis populärwissensaftlicher Kolumnentexten, Gedanken zur Beschäftigung mit dem Fremden versammelt. Es geht dabei vor allem um intellektuelle Erbschaftsverhältnisse, beschreibt Meyer, wobei der Ethnopsychologe Nathan allerdings lieber seiner Privatmythologie frönt, in deren Zentrum der Anthropologe Marcel Mauss steht, als ordentliche Wissenschaftsgeschichte zu betreiben. Mithilfe einiger polemischen Spitzen nimmt Meyer Nathans Überlegungen zu dessen Doktorvater Georges Devereux auseinander, insbesondere was eine Namensfälschung Devereux' betrifft. Auch die im Anschluss an Mauss entwickelten ethnopsychologischen Thesen überzeugen Meyer nicht, nicht zuletzt reibt sich der Rezensent an Überresten einer von Bruno Latour beeinflussten Hinwendung zum Irrationalismus. Irgendwann einmal mag Nathans Forschung relevant gewesen sein, inzwischen fehlt ihr jedoch offensichtlich jeder intellektuelle Biss, schließt der Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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