Nach dem vielzitierten 'Ende der Malerei' ist es an der Zeit, ihrer Ursprünge zu gedenken. Die vorliegende Studie schreibt die Begründungsgeschichte eines alten Mediums und erschließt erstmalig umfassend antike und christliche Ursprungsmythen gemalter Bilder, näherhin deren Rezeptionsgeschichte vom Hochmittelalter bis zum Barock. Der hier zugrundeliegende Medienbegriff, der im kritischen Dialog mit den neuen Medientheorien entwickelt wird, ist semiotisch fundiert. Er dient als heuristisches Instrument, das am historischen Text- und Bildmaterial (Genesis, Inkarnation, Lukas, Vera Ikon - Narziß, Pygmalion, Medusa, Skiagraphia) erprobt wird. Auch die Traktatliteratur (von Hugo von St. Viktor bis Federico Zuccari) wird nach ihren Begründungen des gemalten Bildes befragt, wobei der diachrone Schnitt durch die Epochen die sich wandelnden Funktionen der Malerei sichtbar macht. Es wird ferner deutlich, auf welch disparate Weise Kunst- und Medienkonzepte miteinander korrelieren.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Andreas Beyer schlägt zunächst die Hände über dem Kopf zusammen und macht sich dann daran, gegen die Autorin Christiane Kruse das "Bild" - die Malerei - vor dem Untergang im Medialen zu retten. Kruses Ziel sei es nämlich, "eine 'mediensemiotische' Analyse als neues kunstwissenschaftliches Verfahren einzuführen", was der Rezensent als überhasteten und wenig durchdachten Versuch der Kunstgeschichte deutet, auf den Zug des medial turn aufzuspringen. Zumal es in seinen Augen nicht funktioniert: Denn das "kaum noch zu entwirrendes Amalgam aus Bildanthropologie, neu aufgelegter Semiotik, versuchsweise erneuerter Ikonologie, aktueller Neurobiologie sowie Anleihen bei der Medien-, Kommunikations-, Performanz- und Simulationstheorie", das Kruse gleich zu Beginn auffahre, münde keineswegs in analytischer Innovation, sondern in altbekannten Plattitüden. Beyer hält ihr zwar zugute, dass sie sich gut auskennt in den Debatten um die Klassiker der Malerei, auch befindet er ihre Auswahl an Beispielen für treffend und ihr Material für überaus reichhaltig - doch letztlich disqualifiziere sie sich dadurch, dass sie "hartnäckig da Medium sagt, wo doch von Bild zu reden wäre". Denn merke: Gerade in der Differenz der Malerei von den Gegenständen der Medientheorie liegt das Potential der Bildwissenschaft.
© Perlentaucher Medien GmbH
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