Erneut ein Volltreffer
„Yrsa – Die Liebe der Wikingerin“, die Fortsetzung der Wikingersaga um die Kriegerin Yrsa aus der Feder von Alexandra Bröhm, erschienen 2025 im Ullstein Verlag, begeistert nicht weniger als der Vorgängerroman und zieht erneut mit einer spannenden Story die Lesenden komplett
in den Bann. Dabei funktioniert der zweite Band durchweg auch ohne Vorkenntnis des ersten Bandes,…mehrErneut ein Volltreffer
„Yrsa – Die Liebe der Wikingerin“, die Fortsetzung der Wikingersaga um die Kriegerin Yrsa aus der Feder von Alexandra Bröhm, erschienen 2025 im Ullstein Verlag, begeistert nicht weniger als der Vorgängerroman und zieht erneut mit einer spannenden Story die Lesenden komplett in den Bann. Dabei funktioniert der zweite Band durchweg auch ohne Vorkenntnis des ersten Bandes, da die Autorin alle wichtigen Informationen geschickt einflicht – aber ich würde dennoch dazu raten, den ersten Band auch zu lesen, ganz einfach, weil es sich lohnt! Auch die Ausstattung des Buches steht dem Band 1 in nichts nach, erneut eine wirklich wunderschöne Covergestaltung mit goldenen Prachtmotiven und Verzierungen auf diesmal blauem Hintergrund. Bei dem knapp 600 Seiten dicken Buch wurde nicht an der Papierqualität gespart, es liegt gut in der Hand und blättert sich angenehm. Im Innencover findet sich eine Karte, die bei der geografischen Orientierung hilft.
In unseren Händen halten wir also wieder einen richtig guten Schmöker, der sich vorm Kamin ganz sicher genauso gut macht wie im Strandkorb – aber wer könnte schon bis zur Kaminzeit warten? Nachdem die junge Wikingerin Yrsa sich im ersten Band freigekämpft hat, ist sie nun bei ihrem Traum angekommen, als Kämpferin an der Seite ihres Love Interests Avidh die Meere zu bereisen und durch Überfälle ihren Lebensunterhalt zu gestalten. Ein ethisch fragwürdiger Traum, zugegeben, und vielleicht lässt Bröhm Yrsa auch deshalb schnell feststellen, dass Romantik auf dieser Reise keinen Platz hat. Was als Raubzug beginnt, wird zu einer ganz persönlichen Reise zu den eigenen Wurzeln, zum Kampf um Liebe und Verrat, zur Konfrontation mit Ängsten und Wünschen und letztlich auch zur Frage, um was es einem im Leben eigentlich geht, was ist einem das eigene Leben wert?
Bröhm trifft über weite Strecken genau die richtige Dosis an Spannung, gemeinen Verwicklungen und Intrigen, lang gehegten Geheimnissen, einem Hauch von Mystik und Magie, gut eingebetteter Historie und Plot-twists. Bröhm ist wieder ein Pageturner gelungen, sie schreibt atmosphärisch stark und erfindet lebendige Charaktere, sie webt viel gut recherchiertes Wissen um die Wikingerzeit ein, ohne dass das je aufträgt, und der Spannungsbogen trägt bis zum letzten Moment. Persönlich hätte ich auf die doch sehr groß geratene Prise Spice in der gewählten Ausführlichkeit gut verzichten können und zwischendurch gibt es schon auch einige Seiten, die nicht wirklich zur Handlung beitragen, so dass dem Roman 50 Seiten weniger noch etwas mehr Straffheit geschenkt hätten. Spannend sind dagegen die Andeutungen, dass Yrsa eventuell doch Seherkräfte von ihrer Mutter geerbt haben könnte, allerdings wird auch dieser Strang nicht wirklich verfolgt, schade, hier läge noch einiges an Potenzial, könnte sich dort Yrsas eigentliche Bestimmung verbergen? Extrem gut gelungen ist aber, wie Bröhm die dauerhafte Bedrohung von Frauen durch das männliche Geschlecht in die Geschichte einarbeitet und die vielen Formen, die diese annimmt. Wie auch die vielen Beobachtungen über die Gesellschaft der Zeit, fällt das gar nicht auf, es ist ganz selbstverständlich Teil der Geschichte.
Insgesamt wurde hier erneut ein sehr runder Roman geschaffen, den ich mit Freude und großer Spannung gelesen habe. Die Reihe ist als Dilogie angelegt und der Roman ist in sich abgeschlossen – für mich bietet das Ende jedoch durchaus Stoff für einen dritten Band. Ob Alexandra Bröhm sich von ihren Yrsa-Fans dazu bewegen lässt? Ich hoffe es doch sehr! Also alle schnell den zweiten Band kaufen und über den Sommer lesen.
Einen Bonusstern würde ich gerne für das Nachwort vergeben können – dieses ist wirklich ganz besonders gelungen. Bröhm gibt dort eine umfängliche Einordnung ihres Schreibens in den historischen Kontext, und das liest sich noch einmal genau so spannend wie das ganze Buch.