Was ist Zeitverschwendung? Vergeudet sein Leben, wer wartet oder gammelt, streamt oder driftet? Michaela Krützen geht diesen Fragen nach, indem sie berühmte Figuren aus Literatur und Film betrachtet: Jeff Lebowski auf der Bowlingbahn, Hans Castorp in seiner Kurklinik oder Marie Antoinette am französischen Hof. Sie beschäftigt sich mit Ilja Oblomow, der auf seinem Sofa liegt, und mit Betty Draper, die eine Ehe im Vorort führt. Was erfahren wir aus Büchern, Filmen und Serien wie zum Beispiel Federico Fellinis »Die Müßiggänger«, Frank Capras »Lebenskünstler«, F. Scott Fitzgeralds »Der große Gatsby«, Bret Easton Ellis' »American Psycho« oder Jean-Philippe Toussaints Roman »Fernsehen« über den Umgang mit Zeit? Indem sie diese und andere Werke untersucht und in ganz neue theoretische Kontexte einordnet, klärt uns Michaela Krützen unterhaltsam und mit dem Blick für Details über eine der zentralen Fragen des Lebens auf.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Hannah Schmidt-Ott verspricht mit Michaela Krützens Buch zu zeitverschwendenden Figuren in Literatur und Film eine aufschlussreiche und entspannte Lektüre. Auf fast tausend Seiten, die die Kritikerin aber gerne auf sich nimmt, widmet sich die Medienwissenschaftlerin verschiedenen Figuren wie Marie Antoinette, Jay Gatsby, Jeff Lebowski oder Patrick Bateman, die ihre Zeit vermeintlich verschwenden, sei es durch exzessiven Konsum, umständliche Ankleidemanöver oder Bowling - wobei Zeitverschwendung natürlich Ansichtssache und sehr kontextabhängig ist, wie Schmidt-Ott liest. Dass die Autorin dabei nicht nach Genres oder Epochen vorgeht, sondern sich assoziativ treiben lässt, stört die Kritikerin nicht, sondern macht für sie vielmehr einen besonderen Reiz des Buchs aus. Sie empfiehlt deswegen (entgegen der Empfehlung der Autorin) eine chronologische Lektüre. Besonders spannend scheint ihr außerdem, wie Krützen soziologische und philosophische Ansätze zur Analyse heranzieht, darunter Pierre Bourdieu und Henri Bergson.
© Perlentaucher Medien GmbH
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(...) lässt sich die Autorin von ihren eigenen Interessen leiten und zieht aufschlussreiche und immer wieder überraschende Verbindungslinien zwischen den von ihr behandelten Protagonisten Hannah Schmidt-Ott Frankfurter Allgemeine Zeitung 20250118