Vor 40 Jahren veröffentlichte Arno Schmidt sein wichtigstes Werk, Zettel's Traum: 1334 DIN-A-3-Seiten stark, über zehn Kilogramm schwer und als Faksimile vervielfältigt. Schmidts eigene Befürchtung - »Es wird sich nicht mehr setzen lassen« - hatte sich bewahrheitet. Vor dem komplexen Layout des dreispaltigen Romans mit seinen zahlreichen Randglossen kapitulierten Setzerei und Verlag.Nun endlich erscheint Zettel's Traum, das Werk, das Arno Schmidt auf einen Schlag berühmt machte, als gesetztes Buch. Jahrelange Arbeit von Setzern, Editoren und Korrektoren war nötig, um einen lesefreundlichen Schriftsatz herzustellen, ohne den Charakter des »Überbuchs« (Arno Schmidt) zu verändern und seine Eigenheiten zu glätten.Mit dieser Ausgabe gilt es, einen Riesenroman neu zu entdecken: Er erzählt die Liebesgeschichte zwischen dem alternden Schriftsteller Daniel Pagenstecher und der sechzehnjährigen Franziska Jacobi und von Leben und Werk Edgar Allan Poes. Er entwirft eine eigene Literaturtheorie in der Nachfolge Sigmund Freuds und entwickelt wie nebenbei eine neue Rechtschreibung, die zum Beispiel die wahren Eigenschaften eines »Pleas'-see=Rocks« enthüllt. In Zettels' Traum finden Arno Schmidts Bemühungen um eine moderne Prosaform und eine angemessene sprachliche Abbildung des menschlichen Bewusstseins ihren vorläufigen Höhepunkt.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Auf angemessenen zwei Seiten widmet sich Stephan Wackwitz Arno Schmidts Riesenwerk "Zettel's Traum", das der Suhrkamp Verlag in einer sieben Kilo schweren Bargfelder Ausgabe vorgelegt hat. Wackwitz erinnert an die Entstehung des Werks, die vor allem für Alice Schmidt eine harte Zeit gewesen sein muss und regt an, es nicht in den "fußgängerischen Mittellagen" der deutschen Nachkriegsliteratur anzusiedeln, sondern in den Himalaya-Regionen "autistischer Monumentalkunstwerke" wie etwa Henry Dargers Lebenswerk. Beim Wiederlesen überkam den Rezensenten Bewunderung, die aber allmählich in Ekel überging und schließlich in den pervers-faszinierten Genuss, einer pathologischen Unternehmung bezuwohnen. Denn im Grunde, erkennt Wackwitz, habe Schmidt Freud eklatant missverstanden: So unraffiniert, fantasielos und espritarm wie bei Schmidts oversexed Helden Daniel Pagenstecher kann kein Unterbewusstsein sein! Und so wird dem Rezensenten immer deutlicher, dass er es hier nicht nur mit großer Kunst zu tun hat, sondern auch mit einer "kompliziert ausgearbeitete Dachschaden".
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Vierzig Jahre lang galt Arno Schmidts Hauptwerk Zettel's Traum als schwer zugänglich. Jetzt erscheint es in völlig neuer Gestalt - eine echte editorische Herausforderung und ein Glücksfall für uns Leser.« Tilman Spreckelsen Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 20100606







