Peter Urban hat ein bisher unbekanntes Marionetten-Theaterstück von Daniil Charms entdeckt, das die Petersburger Herausgeber der Gesamtausgabe in dem Band "Literatur für Kinder" versteckt haben. Anfang des Jahres 1935 wurde in Leningrad unter Leitung von L.V. Saporina (1879-1967) ein Marionettentheater gegeründet, das kaum ein Jahr lang existierte. Für dieses Theater schrieb Charms das Zirkus-Stück.
Peter Urban hat ein bisher unbekanntes Marionetten-Theaterstück von Daniil Charms entdeckt, das die Petersburger Herausgeber der Gesamtausgabe in dem Band "Literatur für Kinder" versteckt haben. Anfang des Jahres 1935 wurde in Leningrad unter Leitung von L.V. Saporina (1879-1967) ein Marionettentheater gegeründet, das kaum ein Jahr lang existierte. Für dieses Theater schrieb Charms das Zirkus-Stück.
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Autorenporträt
Daniil Ivanovic Charms (bürgerlich Juvacev), geb. 1905 in St. Petersburg, starb 1942 während der Blockade im Gefängnis in Leningrad. 1927 gründete er mit seinen Freunden, unter anderen den Dichtern Konstantin Vaginov und Aleksander Vvedenskij, in Leningrad die Avantgarde-Gruppe "Oberiu" (Vereinigung der Realen Kunst), die 1930 verboten wurde.
Peter Urban, geboren 1941 in Berlin, studierte Slavistik, Germanistik und Geschichte in Würzburg und Belgrad, war Verlagslektor bei Suhrkamp, Hörspieldramaturg beim WDR und ist Lektor im Verlag der Autoren in Frankfurt; er übersetzte u.a. Werke von Gorkij, Ostrovskij, Daniil Charms, Kazakov, Chlebnikov und das gesamte dramatische Werk von Anton Cechov. Für seine Neuedition und -übersetzung der Cechov-Briefe wurde ihm der Helmut-M.-Braem-Übersetzerpreis zuerkannt. Peter Urban verstarb 2013.
Horst Hussel, geboren 1934 in Greifswald, studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, an der Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst in Berlin-Weißensee und an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Charlottenburg. Seit 1961 arbeitet er als Buchgrafiker. 1993 erhielt er den Jule-Hammer-Preis. 1994 gründete er den Verlag Dronte Presse. Darüber hinaus ist Horst Hussel Autor mehrerer Bücher.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Bei diesem Zirkusstück dürfte jedem Besucher das Lachen im Halse stecken geblieben sein, als es 1935 in Petersburg uraufgeführt wurde, vermutet Rezensentin Sibylle Cramer. Es handelt von einem adretten Herrn in mittleren Jahren, der in den Puppenzirkus Sardam gerät und dort erstaunlicherweise mühelos mit Haifischen und Schlangen mithalten kann. Am Ende begreift man, dass der Mann in ein Monster mutiert ist, das den Lesern von Daniil Charms als Genosse Vertunov bekannt sein dürfte. Das Stück wurde nach der Premiere natürlich prompt verboten, 1941 wurde Charms der "Verbreitung defätistischer Propaganda" angeklagt, für unzurechnungsfähig erklärt und in die Gefängnispsychiatrie gesteckt, wo er schließlich verhungerte. Für Cramer beweist dieses Lach- oder Gruselstück des in gefährliche Zeiten hineingeborenen Russen Charms, dass "der Abstand zwischen Lage und poetischer Lagebesprechung" nirgendwo größer ist als im Humor, wobei in Charms Fall "hinter dem Spielwerk des Komischen der stalinistische Terror" lauert.