Eine Fülle von Informationen, unterhaltsam erzählt, beleuchten den Rheingau in alten und neuen Zeiten: Ausführlich geht Klaus-Peter Dietel in sieben Kapiteln auf Geschichte und Kultur der einzelnen Rheingau-Gemeinden ein, nennt Gründungsdaten oder erste urkundliche Erwähnungen, zeigt die Bedeutung des Rheingauer Weistums als erste Verfassung Deutschlands, erzählt von der prominentesten Bürgerin Erbachs, Marianne von Preußen, vom Niederwald-Denkmal und einem gescheiterten Attentat, von Schloss Vollrads und der Familie Matuschka-Greiffenclau, von Kloster Eberbach, vom Bußkleid der Heiligen Elisabeth in der Oberwallufer Kirche, aber auch von den politischen Problemen der Gemeinden in der jüngsten Vergangenheit, und er geht immer wieder auf die Bedeutung des Weinbaus für den Rheingau ein. Gezeichnet wird damit ein faszinierendes, weitgehend unbekanntes Porträt des Rheingaus: Alles, was Sie schon immer über den Rheingau wissen wollten!
Von Oliver Bock
Vom Schreiben können altgediente Journalisten auch nach ihrer Pensionierung nur selten lassen. Selbst dann nicht, wenn sie sich nach rund drei Jahrzehnten des Beobachtens und Kommentierens auf die "andere Seite" des Schreibtischs begeben haben und Kommunalpolitik selbst gestalten wollen. Klaus-Peter Dietel, Jahrgang 1934 und einst ein "journalistisches Urgestein" unter den Redakteuren im Rheingau-Taunus-Kreis, hat in dem auf Regionalbücher spezialisierten Ingelheimer Leinpfad Verlag nun ein "Rheingauer Lesebuch" veröffentlicht. Dafür schöpft er aus seiner profunden Kenntnis der Geschichte und aus seinem intimen Einblick in eine Region, die reich an Merkwürdigkeiten und Besonderheiten ist.
Dietel reist in seinem Buch westwärts von Walluf nach Lorch, porträtiert die sieben Kommunen des Rheingaus und widmet sich dabei auch den wenig bekannten und dennoch interessanten Episoden wie dem "Kinderkrieg von Oberwalluf", dem "Rüdesheimer Gesangbuch-Streit" oder dem Aufstieg und Fall des "Freistaat Flaschenhals". Man erfährt, warum Bismarck beinahe bei Rüdesheim ertrunken und niemals zum Reichskanzler aufgestiegen wäre, wie die "wunderliche letzte Reise" des Grafen Ostein auf dem Rhein verlief und warum Martinsthal die einzige Gemeinde des Rheingaus ist, von der man das genaue Datum ihrer Gründung weiß. Diese und andere Hintergründe zur reichen Rheingauer Geschichte lassen das Buch zum lesenswerten Begleiter werden, nicht nur für Neubürger, sondern auch für die Rheingauer, die mehr über ihre Wurzeln erfahren wollen.
Klaus-Peter Dietel: "Zu des Rheins gestreckten Hügeln - Ein Rheingauer Lesebuch zur Kultur und Geschichte zwischen Walluf und Lorch", Leinpfad Verlag, Ingelheim 2007, gebunden, 216 Seiten, 14,90 Euro.
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