Johannes Fried gehört zu den einflußreichsten Mittelalterhistorikern unserer Zeit. Kein anderer Mediävist bürstet vertraute Lesarten der Geschichte so gründlich gegen den Strich, kein anderer Mediävist fragt so hartnäckig nach der historischen Wirklichkeit hinter den Quellen. Sein brillanter Stil und sein herausragendes Gelehrtentum haben ihn weit über die Fachgrenzen hinaus bekannt gemacht.Nun legt Johannes Fried einen Band mit Essays vor, der auf eindrucksvolle Weise zeigt, wie eine andere Mediävistik zwischen"Wissenschaft und Phantasie"möglich ist. Exemplarisch dafür steht seine Nachschöpfung eines Gastmahls am Hof Karls des Großen, die - dicht an den Quellen entlang geschrieben - mitten hineinführt in die faszinierende Welt des Mittelalters.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Sehr eingenommen ist Olaf B. Rader von den gesammelten Aufsätzen des Mediävisten Johannes Fried und er findet, dass auch die Texte, die schon über 20 Jahre alt sind, nichts von ihrem Schwung verloren haben. Besonders bemerkenswert ist für den Rezensenten, dass sich der Autor nicht auf gesicherte Forschungsergebnisse verlässt, sondern sich stets um einen unvoreingenommenen Blick auf die historischen Ereignisse bemüht, wie zum Beispiel sein Essay über die Kaiserkrönung des Sachsenherzogs Heinrich demonstriert. Sehr anregend findet Rader auch die von Fried als "experimentelle Mediävistik" benannte Methode, die die in der Überlieferung gelassenen Lücken mit der Vorstellung, wie es denn gewesen sein könne, auffüllt, die der Autor anhand seines Aufsatzes über ein Gastmahl Karls des Großen praktiziert. Frieds Essays wollen nicht "belehren", sondern stellen eine geistvolle Herausforderung dar, so der Rezensent begeistert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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