Was bleibt 80, 100 Jahre nach dem Ende des Holocaust?
Was 1945 begann, wird nicht mit dem Tod der Zeitzeugen enden: die Erinnerungskultur. Aber der Ort des Holocaust in der Geschichte wird sich zunehmend verändern, von Generation zu Generation und je mehr Zuwanderer ins Land kommen. Eine Verpflichtung für die deutsche Politik wird gleichwohl bleiben.
Wolfgang Benz schildert das Entstehen der deutschen Erinnerungskultur. Er setzt sich mit Ritualisierung und Bürokratisierung des Gedenkens auseinander und warnt vor selbstgefälliger Zufriedenheit. Er weist der jungen Generation einen Weg, die Last des Nationalsozialismus zu tragen, ohne sich erdrücken zu lassen. Denn klar ist: Das Verbrechen war gigantisch und singulär. Aber nicht jede politische Verpflichtung ist damit zu begründen.
Was 1945 begann, wird nicht mit dem Tod der Zeitzeugen enden: die Erinnerungskultur. Aber der Ort des Holocaust in der Geschichte wird sich zunehmend verändern, von Generation zu Generation und je mehr Zuwanderer ins Land kommen. Eine Verpflichtung für die deutsche Politik wird gleichwohl bleiben.
Wolfgang Benz schildert das Entstehen der deutschen Erinnerungskultur. Er setzt sich mit Ritualisierung und Bürokratisierung des Gedenkens auseinander und warnt vor selbstgefälliger Zufriedenheit. Er weist der jungen Generation einen Weg, die Last des Nationalsozialismus zu tragen, ohne sich erdrücken zu lassen. Denn klar ist: Das Verbrechen war gigantisch und singulär. Aber nicht jede politische Verpflichtung ist damit zu begründen.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Sebastian Schoepp scheint mit den oft unwirschen Einwürfen Wolfgang Benz' zur deutschen Erinnerungskultur einiges anfangen zu können. Benz bearbeitet in seinem Buch unterschiedliche Aspekte des Themas, lesen wir, unter anderem kommt er auch auf die Aufarbeitung der DDR-Zeit zu sprechen, vor allem jedoch geht es um das Thema der Erinnerung an die NS-Verbrechen, dem er sich lange selbst in verschiedenen Funktionen gewidmet hatte. Benz findet laut Schoepp durchaus ein paar Positivbeispiele eines gelungenen Erinnerns, wie etwa das Berliner Jüdische Museum, gleichzeitig jedoch legt er eine Mängelliste vor, die unter anderem unangebrachte Sentimentalisierung und - etwa bei Guido Knopp - Fiktionalisierung der Vergangenheit umfasst. Außerdem weise er darauf hin, dass viele Deutsche Nachfahren von NS-Tätern sind, was Auswirkungen auf die Erinnerungskultur habe, unter der beflissenen Oberfläche des Gedenkens lauerten die alten Vorurteile, die teils auf andere gesellschaftliche Gruppen übertragen würden. Schließlich kommen im Buch auch die russischen Kriegsgefangenen als eine oft vergessene Opfergruppe vor, was Schoepp auf recht unklare Art mit der aktuellen Russlandpolitik der Merz-Regierung in Verbindung bringt. Insgesamt fällt die Besprechung positiv aus.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Eine phasenweise erfrischend zornig vorgetragene Mängelliste, von der Kolonialzeit über die NS-Gewaltherrschaft bis zur DDR-Geschichte, wo Erinnerung sich laut Benz in Nostalgie und schaurigen Attraktionen des Fremdenverkehrs erschöpft. Sebastian Schoepp Süddeutsche Zeitung 20250505