Er ist Amir, Sozialarbeiter in Westjerusalem, und pflegt den gelähmten 19-jährigen Jonathan. Er will so sein wie sie", das ist sein sehnlichster Wunsch. Sie, das sind die jüdischen Israelis, die sich mit einer Selbstverständlichkeit in einem Land bewegen, das ihm, dem arabischen Israeli, die Zugehörigkeit so schwer macht. Er will Künstler sein, frei sein, ohne argwöhnischen Blicken ausgesetzt zu sein. So beschließt er, ein anderer zu werden. Du bist Rechtsanwalt und lebst mit Frau und Kindern in Jerusalem. Du bist erfolgreich, angesehen und willst auch so sein wie sie". Du bist getrieben von dem Verlangen, der eigenen arabischen Vergangenheit mit schnellen Autos, teurer Kleidung, Wein , Sushi zu entkommen. Doch dein Leben bricht auseinander, als du auf das Zeugnis einer vermeintlichen Affäre deiner Frau triffst. Du bist rasend eifersüchtig, und deine Fassade, die Maske deiner Identität, löst sich auf. Du verlierst die Kontrolle und hast nur noch ein Ziel: den anderen zu finden. In seinem neuen Roman Zweite Person Singular erzählt Sayed Kashua die Geschichte zweier arabischer Israelis, die mit aller Macht versuchen, ihre Fremdheit in der Mehrheitskultur, aber auch die gegenüber der in ihren Augen rückständigen arabischen Kultur, durch eine neue Identität zu überwinden. Sie suchen ihr Heil in den Versprechungen der Popkultur und des westlichen Individualismus, nach denen alles möglich scheint, doch sind damit in dem tief zerrissenen Land zum Scheitern verurteilt.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Etwas schnoddrig fertigt Rezensent Anton Thuswaldner dieses Roman des arabischen Israeli Sayed Kashua ab, der in seinen Augen auf sträfliche Art die Politik außen vorlässt? Wie kann jemand über Identitäten schreiben, wenn das Land brennt? Thuswaldner zumindest interessiert die Geschichte des Romans nicht die Bohne, weder dem karrieristischen Rechtsanwalt kann er etwas abgewinnen ("Eifersuchts-Idiot") noch dem Sozialarbeiter auf der Suche nach sich selbst. Für Männer, die ihr Ihr für ein Drama halten, während Jerusalem zu explodieren droht, hat der Rezensent höchstens Spott übrig. Den "Max Frisch des Nahen Ostens" nennt Thuswaldner den Autor.
© Perlentaucher Medien GmbH
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