Im September 1944 betrat erstmals ein amerikanischer Soldat deutschen Boden, einen Monat später wurde Aachen als erste große Stadt besetzt. Deutschlands Stunde Null hatte begonnen, und von nun an sahen sich die Alliierten völlig neuen Herausforderungen ausgesetzt. Noch während deutsche Truppen in erbitterten Kämpfen niedergeschlagen wurden, mussten die Eroberungen gesichert werden, galt es, der kritischen Situation in den überfüllten Gefangenenlagern Herr zu werden, waren Millionen Flüchtlinge aus Mittel- und Osteuropa aufzunehmen. Und vor allem: Die nationalsozialistische Ideologie sollte so schnell wie möglich aus dem Leben der Deutschen verschwinden. Politische Führer mussten entmachtet und zur Verantwortung gezogen werden, und zugleich war das zivile Leben neu zu organisieren. Für all das gab es keinen Masterplan. Deutschland, so Frederick Taylor, war für die westlichen Besatzungsmächte zunächst wie ein leeres Blatt. Eindringlich zeichnet er nach, wie dann jedoch die Lernprozesse begannen und ein fundamentaler Bewusstseinswandel einsetzte. Zwischen Krieg und Frieden erzählt diese dramatischen zwei Jahre deutscher Geschichte aus der Perspektive der Besatzer und der Besetzten, aus der Sicht der militärischen und politischen Führer wie der einfachen Menschen. Es ist ein beeindruckend vielstimmiges Bild, das nuancenreiche Panorama einer Umbruchzeit, in der nicht weniger als die Voraussetzungen für eine neue Gesellschaft geschaffen wurden.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
So geht?s nicht, findet ein sichtlich verärgerter Klaus-Dietmar Henke angesichts dieses, wie er findet, sehr unbescheiden auftretenden, aber dafür umso schwächeren, stilistisch mehr als gefälligen Buches über die Besetzung und die Entnazifizierung Deutschlands zwischen 1944 und 1946, ein wichtiges Thema gleichwohl. Der Vielschichtigkeit der historischen Ereignisse wird Frederick Taylor seiner Meinung nach ganz und gar nicht gerecht, ein umso schlimmeres Versäumnis, als Henke (offenbar im Gegensatz zum Autor) die Forschung kennt, und die ist gut und umfassend. Taylor begnüge sich hingegen mit Klischeereproduktion und Anekdotischem und erreiche den Kern der Sache fast nie. Als Beispiele nennt Henke die unzulässige Vermengung von politischer Säuberung und justitieller Aufarbeitung von NS-Verbrechen sowie die mangelnde Unterscheidung von Ost- und Westzone. Den Dingen auf den Grund gehen, geht anders, meint Henke.
© Perlentaucher Medien GmbH
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