Wie eiskalt und berechnend kann ein Mensch sein?
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Well. — Stell’ Dir ein Land vor, das vom Geld regiert und von Männern bestimmt wird. Eine Gesellschaft, die Beziehungen in Geld aufrechnet. Und ein Gesetz, dass Männer berechtigt alles von Frauen zurückzufordern. — OK, nicht alles, aber
alles, was sich in Geld aufrechnen lässt - also quasi ALLES. Was kostet uns dieses FRAUSEIN?…mehrWie eiskalt und berechnend kann ein Mensch sein?
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Well. — Stell’ Dir ein Land vor, das vom Geld regiert und von Männern bestimmt wird. Eine Gesellschaft, die Beziehungen in Geld aufrechnet. Und ein Gesetz, dass Männer berechtigt alles von Frauen zurückzufordern. — OK, nicht alles, aber alles, was sich in Geld aufrechnen lässt - also quasi ALLES. Was kostet uns dieses FRAUSEIN?
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»12 GRAD UNTER NULL« 🥶 von Anna Herzig spielt genau dieses Szenario durch.
Anna Herzig entführt uns in eine dystopische Zukunft 2024, in der im fiktiven Land Sandburg das Geld und mit diesem das Patrichariat regiert. Dies gipfelt in dem §5 des ‚Weitmannschuldengesetz‘ (sog. Frauenschuldengesetz), das Männern erlaubt, jede verschenkte, geborgte und investierte Summe in einer Beziehung an eine Frau auf einen Schlag zurückzufordern (unbedeutend festzustellen, dass die Legislative nicht mehr neutral ist: Die Nachweis-Art ist natürlich unbedeutend). Rechtsgrundlage: Männlich sein und Beziehung(en) mit Frau(en) geführt zu haben (, wobei das Gesetz für 7 Jahre zurück langt). Und Frauen, die der Geldforderung nicht nachkommen (können), werden via Gesetz entmündigt. 🤑
»„Zahl deine Schulden, Greta. Damit kannst du dir meinen Respekt wieder verdienen. Danach sehen wir, ob ich dich noch brauchen kann." Damit ließ er sie alleine in der Küche zurück, man konnte die Welten splittern hören.« (S.37)
Dass dieses Szenario innerhalb kürzester Zeit existenzbedrohend für Frauen jedes Alters wird, dass dies nicht nur heterosexuelle Paare auseinander treibt, sondern ganze Familien spaltet, dass diese Dystopie krass, hart, FLINTA*-verachtend und menschenunwürdig ist, aber ganz subtil daher kommt, macht sie noch krasser. 🥵
»Die schlimmste Dystopie war die, von der man nicht merkte, dass sie bereits zur Realität geworden war.« Greta (S.106)
In ihrem parabelhaften Roman legt die Autorin den Finger auf die Wunden unserer heutigen Gesellschaft: Femizide, finanzielle Ungerechtigkeiten & Unterschiede, das Patrichariat, Glaubwürdigkeit & Anzweifelungen — um nur ein paar zu nennen. Anna Herzig beschreibt ein wirkliches KRASSES Gedankenspiel 🤯, eine Dystopie, die hoffentlich niemals Realität wird.
»12 GRAD UNTER NULL« ist ein schmaler Roman, der mit einer Wucht 💥 daher kommt, die noch lange nachhallt. Pointiert, klug, mutig, mit scharfen, prägnanten Sätzen, starken Metaphern 🥣, Interpretationsspielraum und einer anderen Kapitelstrukturierung hat dieser Roman mich wirklich sehr beeindruckt, ein wenig verstört 🥵 und gepackt.
Große Leseempfehlung von mir für diesen HAMMER ROMAN ❤️🩹
[CN: physischer + psychischer Gewalt, sexuelle Nötigung, toxische Beziehungen]
[4.5|5 ☆ ]