Ich erinnere noch gut die Zeiten als KT Guttenberg von der BILD Zeitung zum kommenden Kanzler hochgejubelt wurde. Er durfte aber nur die Bundeswehr abwickeln und wunderschöne Bilder eines neuen, deutschen Kennedy-Paares um die Welt senden. Dass er dann ab und zugeschrieben hatte, vermutlich müssten
wir 50% aller Politiker in dieser Hinsicht näher beleuchten.
Kurz: ich habe Mitleid empfunden…mehrIch erinnere noch gut die Zeiten als KT Guttenberg von der BILD Zeitung zum kommenden Kanzler hochgejubelt wurde. Er durfte aber nur die Bundeswehr abwickeln und wunderschöne Bilder eines neuen, deutschen Kennedy-Paares um die Welt senden. Dass er dann ab und zugeschrieben hatte, vermutlich müssten wir 50% aller Politiker in dieser Hinsicht näher beleuchten.
Kurz: ich habe Mitleid empfunden damals und sehe ihn noch heute die Treppe zur letzten Pressekonferenz herunterkommen. Dass er dabei geschickt von seiner Schuld ablenkte, er hätte in jedem Fall die zentrale Fähigkeit für einen erfolgreichen Politiker gehabt: seine Rhetorik war blendend ausgebildet, der Augenaufschlag brillant.
Jetzt also der Guttenberg im Alltag, der emphatische Mensch an der nächsten Tür, auf der Bank im Park, der Couch zuhause, fernsehschauend, in der Apotheke stehend oder in der Bäckerei, im Restaurant essend. Er wird zu einem Beobachter des Zusammenlebens, er hört und sieht genauer hin. Hier reißt ein gescheiterter Politiker alle Masken vom Gesicht und macht sich ehrlich. Das hat mich beeindruckt.
In einer Woche reist er von Beethoven-Werken bei einem Netzwerker & einsamen alten Freund zu Roy Black an den Wörthersee bzw. eine Büste des Schlagersängers: „drei Ikonen erfolgsverwöhnter Verlassenheit.“ Wir sind damit beim Kern dieses Buches, in dem ein gewinnender Mann von Gestern sein Heute sucht.
Mir gefällt vor allem KT Grantlhuber in der Bäckerei, der dem Büffelmann vor ihm Freundlichkeit beibringen will. Das könnte auch ich sein. KT diskutiert im Flugzeug mit einem Waffennarren, will ihn überzeugen von notwendigen Gesetzen. KT mischt sich ein, keine Kleinigkeit ist vor ihm sicher, ein guter Beobachter.
Ein Buch, das ich sehr gerne gelesen, mit dem ich diskutiert habe, also uneins war, das mir Freude und Nachdenken gebracht hat beim Lesen. Es waren ähnliche Gefühle wie bei den Geschichten von Thomas Middelhoff, der von ähnlich weit oben nach unten durchgereicht wurde.
Mit dem Menschen KT Guttenberg würde ich gerne ein Gespräch führen bzw. mit ihm durch den englischen Garten spazieren. Dass er das Buch „Noch wach“ weglegte, ungeöffnet, großartig. Eine große Zeitersparnis.
Meine Lieblingsstelle, Seite 57: „Der Moderator verschluckt sich fast an seiner eigenen Bedeutung. Dann ein Interview. Lauernde investigative Untertöne treffen auf erbarmungswürdige Politikerphrasen. Scoop-Gier gegen Shitstorm-Vermeidung. Beide akribisch bedacht, die Erwartungshaltung zu bedienen.“