Die pazifistische Botschaft des Autors geht zwischen den Zeilen auch im direkten und unausweichlichen Kontakt mit den feindlichen Soldaten nicht verloren. Léon Werth beschreibt in diesem Erlebnisbericht die Flucht mit seiner Ehefrau aus Paris vor den herannahenden deutschen Truppen. Normalerweise
wäre dies zu seinem Ferienhaus in seinem Bugatti eine kurze Reise von 8 Stunden gewesen. Doch aufgrund…mehrDie pazifistische Botschaft des Autors geht zwischen den Zeilen auch im direkten und unausweichlichen Kontakt mit den feindlichen Soldaten nicht verloren. Léon Werth beschreibt in diesem Erlebnisbericht die Flucht mit seiner Ehefrau aus Paris vor den herannahenden deutschen Truppen. Normalerweise wäre dies zu seinem Ferienhaus in seinem Bugatti eine kurze Reise von 8 Stunden gewesen. Doch aufgrund der Tatsache, dass fast ganz Paris die Stadt verließ, dauerte sie 33 Tage. Gewalt, Verzweiflung, Mangel an allem Lebensnotwendigen verändern das Wesen der Menschen und Werth fasste diese noch frisch in sein Gedächtnis eingeprägten Erlebnisse in eine wundervolle und relativ milde, teils auch poetische Sprache, gleich nachdem er sein Ziel erreichte. Man spürt beim Lesen die Angst und die aufkommende Hoffnungslosigkeit der Menschen, die sich von den damaligen über die Medien verbreiteten teils hanebüchenen Nachrichten ebenso unbedacht manipulieren wie verführen ließen, wie dies auch heute noch der Fall ist. Angst ist kein guter Lehrmeister, denn sie erdrückt die Liebe. Ob nun Nächstenliebe oder Liebe zu den einst angestrebten Idealen, auch der Autor lebt seinen Pazifismus nicht mehr bedingungslos. Viel unterschwellige Wut ist zu spüren, wenn sich Landsleute aus Eigensucht, vielleicht auch Existenzangst gar zu sehr mit den feindlichen deutschen Soldaten anfreunden. Die Versuche von deutschen Soldaten, die den Franzosen mit kleinen Freundlichkeiten beweisen möchten, dass sie doch gar nicht so böse seien, wird durch das Erlebte von brutaler Gewalt in anderen Fällen als pure Arroganz verstanden und nicht verziehen. Es schmerzt etwas, wenn man als Deutsche den Text liest und die eigene Mentalität als stetige Boshaftigkeit gedeutet sieht. Doch so wirkt der Krieg auf die Menschen. So führt die Unterscheidung und Klassifizierung von Menschen in Nationalitäten, Rassen, Religionszugehörigkeiten, politischen Ansichten und und und zu Trennung und Distanz. Wenn sich alle Menschen als gleich verstünden, gäbe es keine gegenseitige Bekämpfung und keine Kriege mehr…