„… ich mag die Kälte. Nicht die böige, beißende Kälte (Shetlands), sondern die stillen, frostigen Grade unter null; die Kälte, die die Luft ganz ausfüllt und das Tragen ‚vernünftiger Kleidung‘ verlangt. Sie hat eine Reinheit und eine Befreiung, die aus dem Wissen kommt, dass man sie in Schach halten
kann.“
Es sind Beschreibungen wie diese, die ich mitfühlen kann, die atmosphärisch wirken, die ich…mehr„… ich mag die Kälte. Nicht die böige, beißende Kälte (Shetlands), sondern die stillen, frostigen Grade unter null; die Kälte, die die Luft ganz ausfüllt und das Tragen ‚vernünftiger Kleidung‘ verlangt. Sie hat eine Reinheit und eine Befreiung, die aus dem Wissen kommt, dass man sie in Schach halten kann.“
Es sind Beschreibungen wie diese, die ich mitfühlen kann, die atmosphärisch wirken, die ich mit dem schottischen Autor Malachy Tallack verbinde. Seinen Roman „Das Tal in der Mitte der Welt“, das in seiner Heimat, den Shetland Inseln, spielt, habe ich 2021 sehr gerne gelesen. Mit Shetland als Ausgangspunkt beginnt nun auch dieser recht spezielle Reisebericht „60° Nord“. Entlang dieses 60. nördlichen Breitengrades bereist Tallack Ziele, die ebenfalls auf dieser Höhe liegen. Das sind Orte in Grönland, Kanada, Alaska, Russland, Finnland, Schweden und Norwegen – bevor es wieder nach Hause geht nach Shetland.
Obwohl natürlich der 60. Breitengrad eine Art roter Faden durch das Buch ist hat mir irgendetwas gefehlt, dass dem Ganzen etwas mehr Struktur gibt. Tallack bereist super spannende Orte und trifft interessante Menschen, doch auch manchmal fehlte mir inhaltlich etwas, das ich nicht genauer beschreiben kann. Reiseberichte sind natürlich sehr persönlich. Manchmal hatte ich auch den Eindruck, dass seine atmosphärische Prosa besser geeignet ist für fiktionale Texte als für nonfiktionale. Vielleicht hätten auch mehr Fotografien geholfen? (Zu jedem besuchten Ort gibt es genau ein Foto).
Auch wenn ich das Buch nicht uneingeschränkt weiterempfehlen würde, habe ich es doch gerne gelesen. Ich durfte etwas erfahren über mir bisher ungekannte Orte der Welt. Gleichzeitig hoffe ich aber auch, dass Tallacks nächstes Buch wieder eine fiktionale Erzählung ist.