Sprachlich starker Debütroman mit kleinen Schwächen: 3,5⭐️
In ihrem Debütroam "Adlergestell" erzählt Laura Laabs von drei Mädchen und ihrer Kindheit während der Nachwendezeit. Lenka, Chaline und die Ich-Erzählerin sind gerade eingeschult worden. Ihre bisherige Welt existiert nicht mehr, was
sich auch im Schulalltag bemerkbar macht.
„Alle Lehrbücher waren über Nacht ungültig geworden. Man…mehrSprachlich starker Debütroman mit kleinen Schwächen: 3,5⭐️
In ihrem Debütroam "Adlergestell" erzählt Laura Laabs von drei Mädchen und ihrer Kindheit während der Nachwendezeit. Lenka, Chaline und die Ich-Erzählerin sind gerade eingeschult worden. Ihre bisherige Welt existiert nicht mehr, was sich auch im Schulalltag bemerkbar macht.
„Alle Lehrbücher waren über Nacht ungültig geworden. Man sollte meinen, dass immerhin das Alphabet verlässlich geblieben und auch zuvor kein X für ein U verkauft worden war.“
Plötzlich scheint alles möglich und greifbar, der Kapitalismus macht sich breit.
„Ich sah darin eine Chance, einige der im Fernsehen angepriesenen Produkt zu ergattern, wenigstens eine Packung Kellog's Frosties, die mit einer Extrazuckerkruste überzogen waren und so den Tiger in mir wecken sollten. Doch als wir leibhaftig vor den neuen Produkten entstanden, wirken sie kleiner, blasser, ja weniger wirklich, als gerade noch in der Werbung. Mich beschlich das Gefühl, dass die Bilder im Fernseher zu der Welt davor nicht ganz passten und dass die Guten vielleicht auch Schurken waren.“
Ihre Eltern müssen sich plötzlich mit Arbeitslosigkeit und einer neuen Realität auseinandersetzen; ihre Großeltern verarbeiten noch die Vergangenheit.
35 Jahre später kehrt die Erzählerin zurück zum Adlergestell, während Lenka zum Islam konvertiert und Chaline eine erfolgreiche Beauty-Bloggerin geworden ist. Wie sind sie zu dem geworden, was sie heute sind?
Die Kapitel sind relativ kurz und aus wechsenlden Perspektiven geschrieben, auch vom heutigen Leben der Erzählerin bekommt man einige Eindrücke.
Nicht immer ist sofort klar, wer hier gerade erzählt, die Spannung wird durch die verschiedenen Erzählstränge und Zeitebenen aufrechterhalten.
Insgesamt ein sprachlich sehr starkes Buch, das inhaltlich jedoch leider eher oberflächlich die damalige Zeit berühren kann. Die Ich-Erzählerin lernt man recht gut kennen, auch von Chalines und Lenkas Leben bekommt man einen guten Eindruck. Die Handlung bleibt insgesamt leider etwas blass und hätte für meinen Geschmack noch tiefgreifender ausgearbeitet werden können.
Dennoch ein literarisch sehr interessanter Debütroman einer vielversprechenden Autorin. - 3,5 ⭐️