Alles ganz schlimm? - Vor allem alles ziemlich anstrengend ...
Auf den Debütroman „Alles ganz schlimm“ von Julia Pustet hatte ich mich sehr gefreut, denn sowohl das Cover als auch der Klappentext hatten mich wirklich angesprochen.
Der Roman beginnt mit einem etwas kryptischen Prolog, ohne
den man jedoch das Buch wohl gar nicht begreifen könnte.
Es geht hier um Susanne, eine Frau, die…mehrAlles ganz schlimm? - Vor allem alles ziemlich anstrengend ...
Auf den Debütroman „Alles ganz schlimm“ von Julia Pustet hatte ich mich sehr gefreut, denn sowohl das Cover als auch der Klappentext hatten mich wirklich angesprochen.
Der Roman beginnt mit einem etwas kryptischen Prolog, ohne den man jedoch das Buch wohl gar nicht begreifen könnte.
Es geht hier um Susanne, eine Frau, die immer wieder Konflikte und Probleme im Leben hat, sowohl in ihren Liebesbeziehungen als auch in Freundschaften.
"Ich lebe in meiner eigenen, kafkaesken Welt, in der mir ständig ganz schlimme Dinge zustoßen, die ich gar nicht verdient habe, und Menschen sich abwenden, denen ich gar nichts getan habe, und ich bin zwar offensichtlich zu doof, um zu begreifen, was ich falsch mache, aber nicht doof genug, und nicht zu merken, dass ich hier das Problem sein muss. Bei mir ist einfach immer alles ganz schlimm, und ich habe nichts damit zu tun. Du kannst mir glauben, dass mir das selber am peinlichsten ist."
Und über ein Kapitel in ihrem Leben redet sie gar nicht, sie ha jedoch einen Text darüber geschrieben: Über ihre Zeit als Prostituierte.
Diesen Text hat ihre (ehemalige) Freundin Stella ihr gestohlen und als ihren eigenen ausgegben und sich damit auch Susannes Leben, ihre Erinnerungen angeeignet. Susanne macht den Diebstahl öffentlich, woraufhin sie einem Shitstorm, jeder Menge Hass und Gerüchten ausgeliefert ist. Und Stella begeht Selbstmord. Susanne landet in der Psychiatrie und muss ihr altes Leben hinter sicsh lassen.
"Ich schreibe diesen Text nicht, um mich zu rechtfertigen, weil ich mich dazu verpflichtet fühle oder mir davon irgendeine Form der Erleichterung verspreche. Ich schreibe ihn, weil ich der wahrscheinlich dummen Hoffnung anhänge, dass wenigstens ein paar Menschen begreifen, zu welchem Sturm sich kleine Worte und Handlungen zusammenbauen können und was dieser Sturm anrichten kann."
"Von allen Beteiligten kann ich S. am meisten verzeihen. Sie war ein Mensch, der vielleicht manchmal mehr gescheitert ist als andere. Meine Kritik gilt meinem und ihrem ehemaligen Umfeld und in erster Linie der Öffentlichkeit. Einer Öffentlichkeit, die Menschen objektiviert, wie sie es durch das voyeuristische Beglotzen der Teilnehmenden von Dating Shows und Trash TV jahrelang einüben durfte. Die echte Menschen behandelt wie Figuren in Geschichten, die kurz spannend sind und dann vergessen. Einer Öffentlichkeit, die die Prinzipien der Betroffenheit auf eine Art pervertiert hat, die tatsächlich Betroffene zum Schweigen bringt, wenn sie nicht auf die gewünschte Art betroffen sind. Einer Öffentlichkeit, in der Menschen sich kurzzeitig darüber profilieren, dass sie Menschen langfristig brechen."
Puh, ich muss sagen, dass ich mir mit dem Buch leider sehr schwergetan habe. Damit meine ich nicht die schweren Themen, die haben mich eher fasziniert. Aber der Schreibstil der Autorin war leider sehr, sehr anstrengend zu lesen für mich. Es kam überhaupt kein Lesefluss auf, vieles blieb verworren und unklar. Die Protagonistin war für mich gleichermaßen unsympathisch (sehr ichbezogen) wie unnahbar, nicht greifbar für mich.
Das Buch lässt mich etwas ratlos zurück. Es war nicht wirklich schlecht, aber leider konnte es mich auch nicht wirklich begeistert. Nach einigem Überlegen habe ich mich entschieden, es mit 3 von 5 Sternen zu bewerten.