Es gibt viele Wege zum Glück, einer davon führt über die Alpen
Tina hat sich alles in den buntesten Farben ausgemalt, als sie die Planung für ihren Heiratsantrag abgeschlossen hat. Mit dem Rad über die Alpen und dann als romantischer Höhepunkt die Fragen aller Fragen am Gardasee. Doch aus dem
Trip für zwei wird nichts, denn Freund Ulrich hat andere Pläne. Anstatt zu zweit, treten sie zu fünft…mehrEs gibt viele Wege zum Glück, einer davon führt über die Alpen
Tina hat sich alles in den buntesten Farben ausgemalt, als sie die Planung für ihren Heiratsantrag abgeschlossen hat. Mit dem Rad über die Alpen und dann als romantischer Höhepunkt die Fragen aller Fragen am Gardasee. Doch aus dem Trip für zwei wird nichts, denn Freund Ulrich hat andere Pläne. Anstatt zu zweit, treten sie zu fünft kräftig in die Pedale und Tina erkennt, dass zwar nach jedem Berg auch ein Tal kommt aber ihre Talfahrt scheint kein Ende zu nehmen....
Ich liebe die Regio-Krimis von Heidi Troi und habe mir ganz verblüfft die Augen gerieben, dass die Autorin den Weg der Romanze einschlägt und mit gefragt, ob sie Romantik undGefühl genauso rüberbringen kann wie Nervenkitzel und Spannung. Und die Antwort lautet eindeutig: Ja, sie kann. Auch wenn hier und da noch ein paar kleine Schnitzer vorhanden sind, mag ich ihren Ausflug in das andere Genre und habe das Buch innerhalb weniger Stunden regelrecht durchgesuchtet.
Dabei macht sie es ihren Leser;innen wahrlich nicht einfach, alle Figuren in ihrem Roman zu mögen. Ulrich ist ein Volldepp in Personalunion, der , wenn er den Mund aufmacht, einfach nur gequirlten Mist von sich gibt. Wie Tina überhaupt auf ihn hereinfallen konnte ist mir schleierhaft. Obwohl, er weiß geschickt zu manipulieren und seiner Freundin Schuld- & Minderwertigkeitsgefühle einzureden, dass ich nicht anders kann, als diese Beziehung als überaus toxisch zu betiteln.
Tina hingegen braucht ein paar Anläufe um zu erkennen, dass hinter dem Traumprinzen Ulrich ein ganz gewöhnlicher Frosch mit ungeahnten Aufschneiderqualitäten steckt. Er kann sich unglaublich gut aufblasen, aber es steckt nichts dahinter außer heißer Luft.
Die Alpenüberquerung mit dem Rad wird von Troi sehr plakativ beschrieben, sodass die Leser;innen nicht nur die Schönheit der Landschaft regelrecht in sich aufsaugen können, sondern auch das Gefühl haben, dass die eigenen Sitzhöcker arg in Mitleidenschaft gezogen werden und die Waden zwicken. Dazu kommen noch die ständigen Sticheleien, die am Nervenkostüm nagen und die mentale Konstitution beeinträchtigen.
Es ist schön zu lesen, wie aus der ewig Ja sagenden Tina eine selbstbewusste Frau wird, die mit jedem Höhenmeter mehr an sich glaubt und sich gegen ihren Ex behaupten kann. Mit Vinz an ihrer Seite merkt sie, dass die Liebe so viel mehr zu bieten hat als Machtspielchen, Herabsetzungen und dusselige Kosenamen.
Die Schreibende lässt die einzelnen Streckenabschnitte der Alpenüberquerung wie einen Film für ihre Leser:innen vor dem inneren Augen vorbeiziehen, zeigt Gefahren und Unwägbarkeiten auf und beendet alle Strapazen der Radtour und der Selbstfindung mit einem Schuss Romantik.