Zeitenwende
Ein trauriges Buch, das von dem Krieg in der Ukraine handelt. Es geht aber weit über eine bloße Beschreibung hinaus: das Tagebuch der Ich-Erzählerin, authentisch, unmittelbar, schonungslos und mutig. In intensiven Worten setzt sie sich mit ihrer Situation und mit der Situation ihres
Landes auseinander.
Julia Solska wird zum Sprachrohr vieler Ukrainerinnen und Ukrainer, denn das, was…mehrZeitenwende
Ein trauriges Buch, das von dem Krieg in der Ukraine handelt. Es geht aber weit über eine bloße Beschreibung hinaus: das Tagebuch der Ich-Erzählerin, authentisch, unmittelbar, schonungslos und mutig. In intensiven Worten setzt sie sich mit ihrer Situation und mit der Situation ihres Landes auseinander.
Julia Solska wird zum Sprachrohr vieler Ukrainerinnen und Ukrainer, denn das, was dort gerade passiert, ist unvorstellbar und die Tagesschau und weitere Nachrichten können uns natürlich über Fakten und Hintergründe aufklären, aber die Fragen, Ängste, Gefühle der Betroffenen werden dort nicht erwähnt.
Es geht zu Beginn um die Normalität, die alltäglichen kleinen Freuden, Wünsche, Ablenkungen, die auf einmal zum Luxus werden, genau in dem Moment, in dem Russland der Ukraine den Krieg erklärt. Und plötzlich ist infällig, das Wesentliche zählt.
Die junge Ukrainerin schafft es, aufrichtig sich und ihre Unsicherheiten, Bedürfnisse, Ängste, Zweifel und Wünsche darzustellen. Ich kenne keinen zweiten Kriegsbericht einer Zivilistin, der so psychologisch klar und analytisch die eigenen Gefühlsschwankungen, Verunsicherungen und Existenzängste darstellt, völlig offen auch auf die Unzulänglichkeiten eingeht, den Finger auf die wunden Stellen legt. Wut, Trauer, Hilflosigkeit, Hoffnung und Sehnsucht nach einem Ende der Schrecken wechseln sich ab. Die Sorge um geliebte Menschen, ihre Eltern, Schwester, Familie und Freunde begleitet sie ständig, die Entscheidung, nach Westen, nach Deutschland zu fliehen, wird immer wieder hinterfragt.
Solche Bücher sollten eigentlich nicht geschrieben werden müssen! Für uns ist es aber eine Möglichkeit, von den furchtbaren Zuständen im Krieg aus erster Hand zu erfahren, mitzufühlen, am Leben der Ich-Erzählerin teilhaben zu dürfen und letztlich zu erkennen, wie sinnlos und überflüssig jeder Krieg ist. Sie hat unser aufrichtiges Mitgefühl, gemeinsam mit ihrer Familie und ihren Freunden, die für mich für das ukrainische Volk stehen, und wir können nur hoffen, dass dieser Wahnsinn ein baldiges Ende findet.
Ein Antikriegsbuch, für das ich eine klare Leseempfehlung abgebe und von dem ich hoffe, dass es möglichst viele Leser und Leserinnen erreicht.