Schaum und Rauch: Dystopische Zukunft und erste Liebe
Die 15-jährige Era lebt zusammen mit ihrer Mutter am Waldrand. Die Welt verändert sich, die Wälder brennen und Era dokumentiert in ihrem Notizbuch nach und nach das Aussterben verschiedener Vogelarten. In einem Stream namens FOAMO (eine
Kombination aus FOAM/Schaum und FOMO) beobachtet sie ihre Mitschülerinnen Maja und Merle, die samstags…mehrSchaum und Rauch: Dystopische Zukunft und erste Liebe
Die 15-jährige Era lebt zusammen mit ihrer Mutter am Waldrand. Die Welt verändert sich, die Wälder brennen und Era dokumentiert in ihrem Notizbuch nach und nach das Aussterben verschiedener Vogelarten. In einem Stream namens FOAMO (eine Kombination aus FOAM/Schaum und FOMO) beobachtet sie ihre Mitschülerinnen Maja und Merle, die samstags im Wald Festplatten in die Luft jagen. Die beiden Mädchen sind Töchter zweier Momfluencerinnen. Maja versucht verzweifelt, alle Erinnerungen an ihre öffentlich gemachte Kindheit auszulöschen.
„Die Geschichte ihrer Mütter hatte immer mit Vermarktung zu tun. Was aber wie vermarktet wird, das verändert sich. Während es mal ganz normal war, sein Privatleben öffentlich zu teilen, nimmt das während ihrer Karriere immer mehr ab. Die Storys der altmodischeren Influencer*innen verschwimmen nicht mehr mit denen deiner Cousine zweiten Grades (supersüßes Kleid), weil deine Cousine kein Interesse mehr daran hat, ihr supersüßes Kleid öffentlichkeitswirksam zu teilen. Der Verkauf von hochwertigen und innovativen Produkten gewinnt an Bedeutung für den verkackten Sommerurlaub der Medienelite. Heute ist alles fragmentierter. Es ist kaum noch möglich, eine Kanalgröße zu erreichen, die zur Monetarisierung taugt. Und natürlich: Auch die, die so groß sind, dass es sich lohnt, solche wie A&E, die bröckeln langsam.“
„Maja will nicht, dass andere Profit aus ihrem Bild schlagen. Andererseits ist der Stream die ihr vertrauteste Ausdrucksform / die Views ein Teil der Weltsicht. In einer anderen Zeit würde sie vielleicht einfach Mülltonnen anzünden oder so. Etwas bricht auf. Etwas brennt ab.“
Zwischen Era und Maja entwickeln sich Gefühle, die beiden verlieben sich ineinander. Jenseits von Streams und Zurschaustellung suchen sie analog ihr Glück, in der Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft.
„‘Ich erzähl dir das mal in Ruhe‘, sagt Maja.
Einmal, in Ruhe, erzählt sie es mir dann. Aber nicht jetzt. Erst schaut sie mich an. ‚Was soll das mit den Vögeln?‘, fragt sie, und ich sage auch: in Ruhe, einmal. Es geht nicht darum, dass wir uns nicht jetzt sofort alles erzählen wollen. Wir eröffnen uns die Möglichkeit einer gemeinsamen Zukunft. Wir wirtschaften sorgsam mit unseren Geschichten.“
Als ein großer Flächenbrand den Wald zerstört, sind nicht nur die Vögel, sondern auch der Lebensraum der Mädchen bedroht.
Der Titel „Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft“ ist natürlich ein Hingucker und war auch der Hauptgrund, weshalb ich auf dieses Buch aufmerksam geworden bin, welches ja auch auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2025 war (und zu Recht).
Ich muss aber sagen, dass meine Erwartungen an das Buch wohl anders waren. Das dystopische Szenario konnte mich leider nicht so recht abholen. Der ungewöhnliche Schreibstil ist interessant, aber schwer zugänglich. Die Geschichte ist recht kühl und distanziert erzählt; ich konnte keinen wirklichen Bezug zu den Protagonist*innen herstellen.
Die Geschichte versammelt viele aktuelle (vielleicht auch zu viele) aktuelle Themen, ist aber insgesamt sehr bedrückend. Gut gefallen hat mir die Kritik an öffentlicher Selbstdarstellung in den sozialen Medien, besonders was Kinder angeht; Ansonsten wirkte das Buch für mich etwas zu konstruiert und überladen, so dass es mich trotz etlicher intensiver Momente nicht berühren konnte. Auch das Ende hat mich in der Form leider nicht überzeugen können.
Auch wenn das Buch meinen Geschmack nicht so getroffen hat, ist es aufgrund des aktuellen Themas (Klimakrise, Aussterben und Überleben) durchaus lesenswert
Vielen Dank an den ecco Verlag und NetGalley für dieses Rezensionsexemplar!