Der Diogenes Verlag hat seine Jeremias Gotthelf- Edition mit dem ersten Teil des zweiteiligen Romans „Anne Bäbi Jowäger“ fortgesetzt. Anstoß zu dem Roman gab eine Anfrage der Sanitätskommission des Kantons Bern, in der Gotthelf um eine populäre Schrift gegen das medizinische Pfuschertum und die
Quacksalberei gebeten wurde.
Der volkserzieherische Roman erzählt von der tief religiösen, aber…mehrDer Diogenes Verlag hat seine Jeremias Gotthelf- Edition mit dem ersten Teil des zweiteiligen Romans „Anne Bäbi Jowäger“ fortgesetzt. Anstoß zu dem Roman gab eine Anfrage der Sanitätskommission des Kantons Bern, in der Gotthelf um eine populäre Schrift gegen das medizinische Pfuschertum und die Quacksalberei gebeten wurde.
Der volkserzieherische Roman erzählt von der tief religiösen, aber abergläubischen Bäuerin Anne Bäbi, deren Sohn Jakobli nach der Heirat mit dem Waisenkind Meyeli einen Sohn bekommt, der jedoch verstirbt, weil sie statt des Dorfarztes einem Kurpfuscher vertraut. Geplagt von Schuldgefühlen, stürzt die ansonsten resolute Anne Bäbi in eine schwere psychische Krise. Auch die bisher geordneten Verhältnisse des Bauernhofs geraten in chaotische Umstände. Neben der Romanhandlung äußert Gotthelf hier seine Auffassungen über Religion und Glauben sowie über die gesellschaftliche Stellung des Arztes.
Die Diogenes-Ausgabe orientiert sich an dem Erstdruck von 1843, an dem nur kleine, behutsame Änderungen vorgenommen wurden. In einem umfangreichen Glossar werden viele Redewendungen und Ausdrücke des Berner Dialekts erläutert, sowie Hinweise zu Berner Währungen, Gewichten und Maßen angefügt.
Der Roman zeigt Gotthelfs milieugetreue und fabulierfreudige Erzählkunst. Er wurde schnell ein großer Erfolg, sowohl als Buch als auch später als populäre Verfilmung, die den Stoff einem breiten Publikum zugänglich machte und als Meilenstein des Schweizer Heimatfilms gilt. Fast zweihundert Jahre nach seinem Erscheinen ist der Roman immer noch ein Abbild des wirklichen Lebens und keine romantisch geschönte Darstellung des Dorflebens im 18. Jahrhundert. In ihrem Nachwort betont die Schweizer Schriftstellerin Simone Lappert, dass der Roman „heute gelesen, nicht zuletzt auch etwas über die Wichtigkeit von Verbundenheit aussagt und über Wunden, die entstehen, wenn es daran mangelt“.