Authentischer Einblick in eine Südtiroler Jugend - sensibel und mitnehmend erzählt
Nick lebt in Bozen und ist gerade in den letzten Zügen seiner Schulzeit. Er fristet ein eher isoliertes Dasein, Menschenmengen und Angebertum sind ihm verhasst, sein großer Halt sind seine besten Freunde Emilia und
Noah.
Bereits früh im Roman gibt es erste Hinweise, dass Nick im Leben sowohl in der…mehrAuthentischer Einblick in eine Südtiroler Jugend - sensibel und mitnehmend erzählt
Nick lebt in Bozen und ist gerade in den letzten Zügen seiner Schulzeit. Er fristet ein eher isoliertes Dasein, Menschenmengen und Angebertum sind ihm verhasst, sein großer Halt sind seine besten Freunde Emilia und Noah.
Bereits früh im Roman gibt es erste Hinweise, dass Nick im Leben sowohl in der Vergangenheit als auch der Gegenwart familialen Belastungen ausgesetzt ist. Der Roman lässt die Leserin hier lange im Dunkel, deutet immer wieder nur an, bleibt aber vage, was ich als sehr gelungen empfunden habe.
So bedrückend wie sich Nicks Alltag zuweilen liest, so gelungen schafft der Autor über die Freundschaft der drei Jugendlichen, die gegenseitiges Verständnis, Unterstützung und Freude verspricht, Momente der Erleichterung und des Lichts in den dunklen Alltag einzubauen. Ein Licht, das auch Nick darin spürt und der Autor für die Leserinnen fast fühlbar macht. Die Beschreibungen der Gesellschaft und Natur auf der nahen Seiser Alm, am Kalterer See und im städtischen Bozen versprechen einen wohlwollenden, jedoch nicht unkritischen Blick auf aktuelle gesellschaftliche Strömungen, ebenso wie gelebte Traditionen. Koler porträtiert so nicht nur seine Generation, sondern auch deren Blick auf ihre Herkunft, die Traditionen, Herausforderungen, sowie Eigenheiten und auch Liebenswürdigkeiten.
Obwohl auch typische Teenagerherausforderungen, wie Freundschaft, Liebe, erster Sex und Drogen thematisiert werden, wird der Roman nie banal. Koler hat einen Blick für die Zwischentöne menschlicher Interaktion und fasst Stimmungen und Gefühle in eingängige, manchmal überraschende, literarische Bilder.
Sprachlich waren für mich phasenweise zu viele bewusste Ausformulierungen von Situationen und Gedanken vorhanden. Hier könnte der Autor aus meiner Sicht durchaus mehr Mut beweisen und Situationen für sich stehen und wirken lassen ohne diese bis ins Detail zu erklären und auszuformulieren. Die Eskalation und das Ende der Erzählung kam für mich wiederum etwas zu plötzlich. Zehn bis zwanzig Seiten zusätzlich hätten einer noch kohärenteren Gesamterzählung sicher zugetragen. Diese Kritikpunkte fallen jedoch angesichts des jungen Alters des Autors und der Tatsache eines Debüts kaum ins Gewicht und können den positiven Gesamteindruck nicht trüben.
Laurenz Koler gibt in Aufstehen seiner Generation und Region eine authentische, junge Stimme und hat diese in einen überzeugenden Roman verwandelt, der das Potential hat jüngere wie ältere Leserinnen gleichermaßen zu begeistern und zum Nachdenken anzuregen.