Dostojewskis Roman „Aufzeichnungen aus dem Untergrund“ (früherer Titel „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“) erschien 1864 erstmals in der Zeitschrift „Epocha“. Dostojewskis namenloser Antiheld, ein ehemaliger Beamter der Petersburger Bürokratie, hat sich vor ungefähr zwanzig Jahren in seine ärmliche
Behausung in einem Kellergeschoss zurückgezogen. Durch eine kleine Erbschaft hat er auch seinen…mehrDostojewskis Roman „Aufzeichnungen aus dem Untergrund“ (früherer Titel „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“) erschien 1864 erstmals in der Zeitschrift „Epocha“. Dostojewskis namenloser Antiheld, ein ehemaliger Beamter der Petersburger Bürokratie, hat sich vor ungefähr zwanzig Jahren in seine ärmliche Behausung in einem Kellergeschoss zurückgezogen. Durch eine kleine Erbschaft hat er auch seinen Dienst als Kollegienassessor quittiert. Nun haust er den ganzen Tag in seinem Kellerloch und meidet jeden Kontakt.
Der kurze nihilistische Roman besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil wendet sich der „Untergrundmensch“ gewissermaßen mit einem rhetorischen Monolog an ein imaginäres Publikum, um über sich, seine Krankheiten und die Welt da draußen zu räsonieren. So habe er das Pech, in der abstraktesten und fiktivsten Stadt des Erdballs zu wohnen. Im zweiten Teil berichtet der Verbitterte dann mit schonungsloser Offenheit über sein eigenes Scheitern, über Situationen, die schon viele Jahre zurückliegen - über sein Versagen im Berufsleben oder bei den Intimbeziehungen. Bereits seine früheren Schulkameraden hätten ihn gehasst. Je mehr er sich in seine Generalabrechnung hineinsteigert, desto unerbittlicher wird er, desto größer wird sein Zynismus. Dostojewski dringt sozusagen in das Innere seines Protagonisten ein. Er berichtet nicht aus der Distanz, sondern geht in seinem „Helden“ regelrecht auf.
Die Manesse-Ausgabe wird durch zahlreiche Anmerkungen und ein Nachwort der Übersetzerin Ursula Keller ergänzt, die betont, dass die „Aufzeichnungen aus dem Untergrund“ den Auftakt zu Dostojewskis Hauptwerk bilden. Bereits hier hat der Schriftsteller seine späteren Themen, Stereotypen und Intonation angerissen.