Spannend, launig und ein wenig schlitzohrig
Das fängt ja gut an! Polizeihauptmeister Leonhardt Kreuthner wird sozusagen zwangsverpflichtet, den Kindernachmittag zu gestalten und zu leiten. Leo wäre nicht er, hätte er sich nicht ganz besondere Attraktionen ausgedacht wie etwa die, den
Kindern die Funktion der Floriansschaukel anschaulich zu demonstrieren. Seine Warnung, dies nicht…mehrSpannend, launig und ein wenig schlitzohrig
Das fängt ja gut an! Polizeihauptmeister Leonhardt Kreuthner wird sozusagen zwangsverpflichtet, den Kindernachmittag zu gestalten und zu leiten. Leo wäre nicht er, hätte er sich nicht ganz besondere Attraktionen ausgedacht wie etwa die, den Kindern die Funktion der Floriansschaukel anschaulich zu demonstrieren. Seine Warnung, dies nicht nachzumachen, folgt schon auch. Eh klar.
Neugierig, wie Kinder nun mal sind, hat sich die kleine Martha, die Tochter des Polizeipräsidenten, klammheimlich ins angrenzende, leer stehende Bauernhaus geschlichen. Dass da einer auf dem Boden liegt, gehört nicht zu den vorbereiteten Szenen, denn der ist wirklich tot. So endet der Kindernachmittag in einem Mordfall, denn es ist nicht davon auszugehen, dass der Brauereibesitzer Vitus Zander, der da mit verrenkten Gliedmaßen in der Stube liegt, eines natürlichen Todes gestorben ist. Zumal ein auf seine Haut skizziertes Mal an einen Serienkiller, der vor Jahren sein Unwesen getrieben hat, erinnert. Geht der Harpunier wieder um?
„Bodenfrost“ ist der mittlerweile zwölfte Fall, dem Kreuthner und sein Kollege Clemens Wallner von der Miesbacher Polizei nachgehen müssen. Der Autor gewährt uns Lesern Einblicke in Vitus Ehe, wir lernen seine Angetraute Isabell näher kennen und auch ihre Freundin Emmy, die Vitus ein gewaltiger Dorn im Auge ist. Wir springen zurück, 31 Tage vor dem Leichenfund.
Für Kreuthner und Wallner gibt es jede Menge zu tun, beide sind sie in sich gefestigte, unverwechselbare Typen, wobei Kreuthner mit seinen schon sehr eigenwilligen (Ermittlungs)Methoden zuweilen den sprichwörtlichen Vogel abschießt. Pippa, seine Angebetete, ist allein schon von ihrem Wesen her die genau Richtige für ihn. Es kann durchaus vorkommen, dass sie gemeinsam haarscharf am Legalen vorbeischrammen. Und auch wenn Wallner (eigentlich) das genaue Gegenteil von Kreuthner ist, so halten seine Nerven nicht unbedingt einen überkorrekten Kollegen aus, der die Münchner Umweltzone verteidigt, ohne Rücksicht auf seinen Polizeieinsatz. Da kann auch Wallner ganz schön grantig werden und aufs Gas drücken.
„Bodenfrost“ kommt mit viel Lokalkolorit daher mit sympathischen Figuren und zwielichtigen Gestalten mit viel krimineller Energie, um deren Charakter mal nett zu umschreiben. Eigenwillig sind sie allesamt, auch knorrig und kauzig, wie es im Leben eben so ist. Ja, auch schlitzohrig, dabei fällt mir Wallners Opa Manfred ein, der hier natürlich nicht fehlen darf. Die vielschichtige Story entwickelt sich, die Ermittlung führt sie auch fernab der bayerischen Grenzen hinauf in den Norden, es bleibt spannend bis zum Schluss.
Andras Föhr weiß, seine Leser zu fesseln. Seine Regio-Krimis sind Kult, man kann mittendrin einsteigen, man muss sie nicht alle gelesen haben. Was mich besonders freut, denn ich mag zwar Reihen an sich, aber die einzelnen Bände sollen in sich abgeschlossen sein. Der spannende „Bodenfrost“ ist ein wiederum rundum gelungener Krimi mit viel Lokalkolorit und launigen Dialogen, der mit Charme und witzig-spritzigen Szenen zu punkten weiß.