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Cees Nooteboom liebt das Meer, die graue heimische Nordsee ebenso wie das leuchtend blaue Wasser um seine Ferieninsel Menorca. So verfiel er in einem Anflug "ionischer Energie" darauf, seine maritimen Betrachtungen dem zuständigen Meeresgott Poseidon mitzuteilen. Dass mit Antwort nicht zu rechnen sei, gebe einem "das Gefühl phantastischer Freiheit". Sich an die Götter zu wenden aber ist von je nicht ungefährlich. Auch nach ihrem Ableben ist Hybris nicht zu empfehlen. Anders als viele der sinnlich eindrücklichen Reisebilder in dem vorliegenden Band berühren nämlich gerade die dreiundzwanzig Briefe an Poseidon den Leser oft peinlich. Darin wird der Gott in Nacherzählungen über seine überlieferten Taten belehrt und häufig auch dafür getadelt. Beim Kampf zwischen Aeneas und Achill habe er eine Rolle gespielt, die Nooteboom "schon als Schüler verachtenswert fand". Mit jovialer Überheblichkeit dem Mythischen gegenüber bekommt Poseidon die moderne Naturwissenschaft vorgehalten, "wir können alles, oder fast alles, sogar das, was früher nur ihr allein konntet". Da könne der sich "doch auch als Gott nur wundern, nicht wahr?". Schließlich muss sich der Herr der Meere noch fragen lassen, wie es denn mit seinen Kenntnissen der Philosophie und leider auch Theologie bestellt ist. Für alle Fälle erläutert der Federführer dem Dreizackschwinger noch schnell die Trinität. Das kann dem Gott nicht gefallen. Dem Leser, der Nootebooms Beschreibungskunst schätzt, wird diese als Fiktion kaschierte Bildungsprosa ziemlich angestaubt vorkommen. (Cees Nooteboom: "Briefe an Poseidon". Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen, Suhrkamp Verlag, Berlin 2012. 228 S., geb., 19,95 [Euro].) fap
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
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