Dies ist eine meiner seltenen Rezensionen, bei denen ich auf eine Inhaltsangabe verzichte. Aus Gründen, die sich aus meiner weiteren Besprechung erschließen lassen, könnte ich höchstens den Cover-Text wiederholen. Aber diesen werden Leser und Leserinnen höchstwahrscheinlich schon kennen oder
zumindest wissen, wo er zu finden ist.
Ich habe mich schwergetan mit dem „Buch der Gesichter“ von Marko…mehrDies ist eine meiner seltenen Rezensionen, bei denen ich auf eine Inhaltsangabe verzichte. Aus Gründen, die sich aus meiner weiteren Besprechung erschließen lassen, könnte ich höchstens den Cover-Text wiederholen. Aber diesen werden Leser und Leserinnen höchstwahrscheinlich schon kennen oder zumindest wissen, wo er zu finden ist.
Ich habe mich schwergetan mit dem „Buch der Gesichter“ von Marko Dinić. Zum einen lag das sicherlich daran, dass der Roman zu einem ungünstigen Zeitpunkt in mein Leben getreten ist, in dem ich ihm nicht die richtige Aufmerksamkeit zukommen lassen konnte, deren es bedarf. Was ich bedauere, denn es ist eindeutig ein gutes und vor allem wichtiges Werk, das einem Einblicke in einen Aspekt der Nazi-Zeit und die Geschichte Serbiens gibt, über die zumindest ich überhaupt nichts wusste.
Zum anderen lag der Mangel an Zugang aber auch daran, dass Dinić es einem nicht einfach macht. Nicht nur weil sein Roman sehr grausame Stellen hat, die nur schwer auszuhalten sind – auch wenn er es schafft, ihre Notwendigkeit überzeugend zu vermitteln, einen spüren lässt, dass es ihm nicht einfach um das Ködern einer größeren Leserschaft geht.
Das weitaus größere Problem lag für mich in der Strukturierung der Geschichte. Acht Personen lässt er in acht Kapiteln ihre Blickwinkel darstellen. Was grundsätzlich erstmal fantastisch ist, ich bin ein großer Liebhaber verschiedener Perspektiven. Aber im Detail hat sich mir das große Ganze nur schwer offenbart. Zwar hat sich am Ende auch für mich der Kreis geschlossen und ich habe das Buch durchaus mit einem Hauch von Befriedigung zur Seite legen können. Aber im Verlauf habe ich ständig den roten Faden verloren, wusste nicht mehr, wer wer ist, wo wir sind, wann wir sind und warum wir dort sind. Die Folge waren Frust und gelegentliche Langeweile.
Ich kann mich nur wiederholen: „Buch der Gesichter“ ist ein Roman, der Aufmerksamkeit verlangt, Konzentration und Mitdenken. Ich habe ihm die nötige Zuwendung nicht gegeben, aber ich wünsche ihm viele Leser, die genau das tun. Und bin mir sicher, dass sie dafür reich belohnt werden.
Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2025.