Ein ruhiger, gefühlvoller Roman rund um Freundschaft, das Loslassen und die Bewältigung von Trauer.
Shūichi, 40, hatte es nicht leicht in seinem bisherigen Leben. Er lebte zurückgezogen in Tokio als Autor und Illustrator von Kinderbüchern. Er war mit einem Herzfehler zur Welt gekommen, benötigte
eine Operation. Diese ließ er aber erst an sich vornehmen, als sein Leben gefestigt, und er…mehrEin ruhiger, gefühlvoller Roman rund um Freundschaft, das Loslassen und die Bewältigung von Trauer.
Shūichi, 40, hatte es nicht leicht in seinem bisherigen Leben. Er lebte zurückgezogen in Tokio als Autor und Illustrator von Kinderbüchern. Er war mit einem Herzfehler zur Welt gekommen, benötigte eine Operation. Diese ließ er aber erst an sich vornehmen, als sein Leben gefestigt, und er verantwortlich für seine kleine Familie war.
Aber vieles ist vergänglich ... In seinem jetzigen Zustand blickte er zurück, strich sich über seine große Narbe an der Brust, verfolgte seinen Herzschlag, und dachte an viele Dinge aus seiner Kindheit. Doch seine Erinnerungen schienen ihn zu betrügen, denn an das was er sich entsann und das was er glaubte zu wissen passte nicht zusammen. Seine Mutter hatte ihm wohl mit viel Erfolg sein Leben schön geredet. Probleme? Gab es nicht, es war doch alles viel anders, leichter, schöner.
Als dann seine Mutter starb zog er in das kleine Haus seiner Kindheit, krempelte um, mistete aus. Sein Leben war eine Maske, hinter der er sich verbarg. Eines Tages entdeckte er einen kleinen Jungen, der jeden Tag in das Haus einstieg, um ein paar belanglose Dinge zu entwenden. Es war Kenta, ein Junge aus der Nachbarschaft, der viel Zeit mit Shūichis Mutter verbrachte, wie er nach und nach erfuhr.
Zwischen Kenta und Shūichi bildete sich eine Freundschaft, eine zart blühende Knospe, die sich dennoch weigerte, ihre volle Blüte zu entfalten. Shūichi erfuhr dabei viel über seine Mutter und auch über sich selbst. Sein Leben, und vor allem seine Einstellung zum Leben änderten sich. Er wachte aus seiner depressionsähnlichen Eingeschlossenheit in sich selbst auf. Er ließ sein Herz wieder Leben, erlaubt ihm einen anderen Rhythmus und auch die Liebe, die er ausgesperrt hatte, um keine Verluste mehr erleiden zu müssen, darf wieder Einzug halten.
S. 158: „Lieben, wiederholte er in seinem Kopf, war ein unerträgliches Risiko.“
S.173: „An jenem Tag kehrte das Bedürfnis zu fühlen zu ihm zurück.“
Die Freundschaft zwischen den beiden wurde inniger, und sie fuhren auf die Insel Teshima zum Archiv der Herzen. Es ist ein Museum, in dem Herzschläge von Menschen aus aller Welt gespeichert sind (gibt es tatsächlich). Und Shūichi machte dort eine unglaubliche Entdeckung …
Die in Japan lebende Italienerin Laura Imai Messina schreibt mit diesem Roman eine sehr gefühlvolle Geschichte. Sie kommt ruhig daher, in Wellen ohne große Aufs- und Abs. Es ist ein sanfter Roman, die Sprachführung könnte man als typisch Japanisch bezeichnen, höflich, ohne die LeserInnen zu sehr emotional kompromittieren zu wollen. Dennoch zieht die Story die Leserschaft in ihren Bann.
Trauer und deren Bewältigung stehen stark im Vordergrund, genauso wie das Leben einem immer wieder neue Chancen bietet. Die Vergangenheit, so einschneidend die Erfahrungen auch waren, muss nicht auf Dauer bestimmender Bestand des Lebens bleiben.
Gerne gebe ich eine Leseempfehlung für diesen gefühlvollen Roman und wunderschön gestaltete Buch.