Seit sich Microsoft-Gründer Bill Gates aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat, widmet er sich verstärkt seiner Stiftung. Die meisten Menschen wissen nur, dass die Gates Foundation große Summen spendet und Menschenleben rettet, doch es gibt auch eine negative Seite, die der
Enthüllungsjournalist Tim Schwab in seinem Buch „Das Bill-Gates-Problem“ untersucht.
Die Gates Foundation ist eine…mehrSeit sich Microsoft-Gründer Bill Gates aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat, widmet er sich verstärkt seiner Stiftung. Die meisten Menschen wissen nur, dass die Gates Foundation große Summen spendet und Menschenleben rettet, doch es gibt auch eine negative Seite, die der Enthüllungsjournalist Tim Schwab in seinem Buch „Das Bill-Gates-Problem“ untersucht.
Die Gates Foundation ist eine gemeinnützige und steuerbegünstigte Wohltätigkeitsorganisation, gleichzeitig ist sie aber auch stark in kommerzielle Märkte involviert. Die Grenzen zwischen gewinnorientierten und gemeinnützigen Aktivitäten verschwimmen dabei, wie Schwab vor allem am Beispiel der Medikamentenentwicklung zeigt. Ungewöhnlich für eine gemeinnützige Stiftung ist auch der aufgeblähte Verwaltungsapparat mit 1.843 Mitarbeitern, deren Durchschnittsgehalt bei üppigen 250.000 US-Dollar pro Jahr liegt.
Bill Gates ist der Dreh- und Angelpunkt der Stiftung. Alle wollen ihm gefallen („Gates-Kult“) und niemand wagt es, seine Entscheidungen zu kritisieren. Schwab geht noch weiter und bezeichnet Gates als krankhaften Narzissten, der mit seiner „Vater-ist-der-Beste“-Attitüde die gesamte Ausrichtung der Stiftung allein bestimmt.
Um die Marktmacht der Stiftung zu verstehen, beschreibt der Autor die Mechanismen, wie die Gates Foundation mit der Privatwirtschaft zusammenarbeitet, als Private-Equity-Investor und Risikokapitalgeber. Dabei zieht er immer wieder Vergleiche mit der Art und Weise, wie Bill Gates seinerzeit Microsoft geführt hat. So beschreibt er, wie sich die Stiftung in Start-ups einkauft und nach kurzer Zeit die Führung übernimmt oder sie einfach zerstört, wenn die Konkurrenz ausgeschaltet werden soll. Der vermeintliche Philanthrop hat auch noch andere Firmen, wie zum Beispiel die von der Stiftung unabhängige Firma Gates Venture, in der sich laut Schwab geschäftliche Aktivitäten mit der Stiftung überschneiden.
Der Autor hat viele Gespräche geführt, sowohl mit Begünstigten als auch mit (ehemaligen) Mitarbeitern, die aus Angst vor Repressalien oder wegen bestehender Vertraulichkeitsvereinbarungen anonym bleiben wollen. Er zeigt, dass Bill Gates keine Skrupel hat, sein riesiges Vermögen einzusetzen, um der Welt seinen gut gemeinten Willen aufzuzwingen, sei es durch die Beeinflussung der Impfpolitik oder der politischen Entscheidungsfindung in der Klimakrise. Anhand zahlreicher Beispiele aus den Bereichen Weltgesundheit, Klimawandel, Transparenz, Netzwerke/Lobbyismus, Journalismus, Bildung etc., die auch detailliert in einem über 100 seitigen Quellenverzeichnis dokumentiert sind, zeichnet der Journalist ein neues und sehr kritisches Bild von Bill Gates und seiner Stiftung. Er durchleuchtet die Aktivitäten der Stiftung und deckt Ungereimtheiten und Missstände auf, deren Veröffentlichung Bill Gates nicht gefallen wird. Zu den Vorwürfen des Autors wollte sich die Stiftung gegenüber dem Autor übrigens nicht äußern.
Schwabs Buch bringt die Transparenz in die Stiftung, die Gates immer verhindern wollte. Dem Journalisten ist eine spannende und dank der guten Übersetzung flüssig zu lesende, erhellende und sogar unterhaltsame Reportage gelungen, die noch lange nachwirken wird.
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)