Diesen Roman habe ich gern gelesen. Monika Maron wollte ich schon lange kennenlernen. Mit „Das Haus“ war es dann so weit.
Das WIE fand ich ausgesprochen gut: talentiert wie gekonnt. Latente Spannung steckte in jedem Satz, alles schien sich auf die Frage zu spitzen: Und wie geht es weiter?
Eigentlich wurden recht triviale Dinge geschildert, aber etwas Unausgesprochenes, ja fast gesagt…mehrDiesen Roman habe ich gern gelesen. Monika Maron wollte ich schon lange kennenlernen. Mit „Das Haus“ war es dann so weit.
Das WIE fand ich ausgesprochen gut: talentiert wie gekonnt. Latente Spannung steckte in jedem Satz, alles schien sich auf die Frage zu spitzen: Und wie geht es weiter? Eigentlich wurden recht triviale Dinge geschildert, aber etwas Unausgesprochenes, ja fast gesagt Bedrohliches, brodelte unter der scheinbar ruhigen Oberfläche. Nur… was? Um das herauszufinden, musste ich immer weiterlesen. Es war schwer, das Buch aus der Hand zu legen.
Die Erzählerin trug zur Spannung nach Kräften bei, wie sie die Dinge sah und schilderte. So ein critical mind, der das Ganze von der pessimistischen Warte sieht und stets etwas Negatives antizipiert. Selbst wenn sie versucht, positiv an die Sache heranzugehen, lange hält diese Intention nicht und sie verfällt wieder in die gewohnte negative Sicht der Dinge. Muss man sich dann wundern, dass das Ganze so ein Ende nimmt? „Die Dankbarkeit, die ich in der Nacht empfunden hatte, als ich froh war, zu einer gleichfühlenden Gemeinschaft zu gehören, hielt dem kühlen Morden nicht stand.“ S.28.
Eigentlich will sie nicht in diese Gemeinschaft ziehen. Ein großes herrschaftliches Haus bei einem Dorf nördlich von Berlin, das bereits für mehrere Parteien in Wohnungen und Fremdzimmer umgebaut wurde. Eine gute Bekannte hat das Haus als Erbe erhalten und beschloss kurzerhand eine Wohnungsgemeinschaft zu bilden. Einige Interessenten wurden eingeladen: Nette, gebildete, mitunter wohl situierte Leute, die kraft der Lebendumstände, jeder hat eigene Gründe, in so ein Haus ziehen könnte. Einige haben es auch getan. Und was daraus geworden ist und warum, schildert dieser Roman.
Hochaktuelle Fragen der Gegenwart wurden hier gekonnt in den Erzählteppich hineingewoben: Wie wird man heute alt? Wo und mit wem wohnt man dann? Kann so eine Gemeinschaft überhaupt funktionieren? Wenn ja, unter welchen Bedingungen? Schwierige Fragen, die heute kaum einer zu stellen vermag. Noch andere, nicht weniger akute Themen sind auch dabei. Jeder Bewohner erzählt seine Lebensgeschichte und manchmal noch die der Freunde ggf. anderer Familienmitglieder noch dazu. Sie sind schon alles andere als trivial. Diese Figuren könnten als Archetypen für ganze Gesellschaftssegmente stehen.
Hier wird reichlich über Gott und die Welt philosophiert. Unterhaltsam und zum Nachdenken anregend ist diesen Gesprächen beizuwohnen.
Gegen das Ende liest man: „Aber so ist das eben, erst träumt man von einer Gemeinsamkeit, und wenn man sie hat, träumt man von der Freiheit.“
Zum Ende der Geschichte stand für mich eindeutig fest: Monika Maron kann wunderbar erzählen! Mit Tiefgang und doch so schlicht und ergreifend. Die Figuren agieren wie lebendige Menschen aus Fleisch und Blut, die Geschehnisse entwickeln sich vorm inneren Auge so plastisch, dass man glaubt, selbst dabei zu sein und in etwa der Erzählerin über die Schulter zu schauen. Man fühlt am Ende mit den Bewohnern des Hauses zusammen. Und so einiges geht dann direkt unter die Haut.
Fazit: Ein sehr lesenswerter Roman, der nicht nur die gute Unterhaltung bietet. Bitte mehr davon.
P.S. Ich kann mir diese Geschichte als Hörbuch sehr gut vorstellen. Würde ich sofort hören.