Das Schicksal schlägt immer wieder zu: Es passiert so viel, ganz schreckliche Einschnitte im Leben Irenes, der Tod als ständiger Begleiter. Sie verliert die wichtigsten Menschen in ihrem Leben - als kleines Mädchen ihre Mutter und als junge Frau ihre große Liebe und ihren Sohn.
Den Auftrag der
Oma, bei der sie als Waise aufwächst, auf keinen Fall ihre Identität preiszugeben, finde ich nicht…mehrDas Schicksal schlägt immer wieder zu: Es passiert so viel, ganz schreckliche Einschnitte im Leben Irenes, der Tod als ständiger Begleiter. Sie verliert die wichtigsten Menschen in ihrem Leben - als kleines Mädchen ihre Mutter und als junge Frau ihre große Liebe und ihren Sohn.
Den Auftrag der Oma, bei der sie als Waise aufwächst, auf keinen Fall ihre Identität preiszugeben, finde ich nicht nachvollziehbar, das macht ihr Leben unnötig schwer, belastet ihre Beziehungen und sie hat das Gefühl, alles alleine mit sich ausmachen zu müssen, ihre Schicksalsschläge im Gespräch mit guten Freunden nicht teilen zu können. Deshalb bleibt sie sich selbst und anderen immer ein Stückweit fremd, wahre Nähe und Begegnung sind nicht möglich. Irene ist sympathisch, trotzdem bleibt sie distanziert und ihre Verhaltensmuster bis zum Schluss nicht nachvollziehbar – sie steht sich und ihrem Glück immer wieder selbst im Weg, sie lernt nicht – weder aus eigenen Fehlern noch aus denen ihrer Freunde und Familienmitglieder. Das ist schade und eine verpasste Chance, sie ergibt sich ihrem Schicksal und nimmt vieles hin. Natürlich will Irene ihrem eigenen Leid entkommen, sich nicht mehr erinnern, sie ist auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit – aber so sind Aufarbeitung, Überwindung und Neuanfang natürlich nicht möglich.
Am Schluss stehen zwar trotzdem Belohnung und ein Happy End, aber nicht aufgrund ihres klugen und selbstbestimmten Handelns, sondern aufgrund eines Zufalls – ein Ende wie im Märchen: das Gute wird belohnt und wir hinterfragen nichts. That’s it.
Thema des Romans ist die Lebensreise, die Reise ins Ungewisse dient als Metapher für Aufbruch, Suche, Neuanfang - ein schönes Motiv, das der Lektüre seinen Reiz verleiht.
Und in diesem Kontext reihen sich eine Fülle an Geschichten aneinander, z.T. wird es etwas unübersichtlich, die Müllkönigin, die Echsenmänner, eine Chinesin, Zwillinge, Neugeborene, Adoptierte, Verliebte, Verlobte, Diebe, Polizisten, Mütter und Kinder, Ariadne, Frederico, Leila und wie sie alle heißen. Es erinnert mich etwas an 1001 Nacht, wo immer neue Geschichten erzählt werden, ein Erzählfluss den Leser unterhält, Farben und Gerüche und Töne aufeinandertreffen, immer wieder poetisch und voller Sinneseindrücke. Aber trotz der vielen sinnlichen Eindrücke und breitgefächerten Erzählstränge bleibt mir diese bunte Welt trist und eindimensional, ich werde weder ergriffen noch leide oder lache ich mit den Figuren – ich bleibe ein stiller, leicht irritierter Betrachter einer fremden Welt, die nicht die meine ist.