Wer schon einmal ein Softwareprojekt geleitet hat weiß, es gibt unzählige Methoden, Werkzeuge und Konzepte. Einige sind sehr nützlich – andere weniger hilfreich. Manche erfordern viel Zeit und Aufwand, um sie zu verstehen und richtig anzuwenden. Dabei den Überblick zu gewinnen und zu behalten, ist
eine echte Herausforderung.
Bernhard Schloß und Christian Botta haben den Versuch gewagt und das…mehrWer schon einmal ein Softwareprojekt geleitet hat weiß, es gibt unzählige Methoden, Werkzeuge und Konzepte. Einige sind sehr nützlich – andere weniger hilfreich. Manche erfordern viel Zeit und Aufwand, um sie zu verstehen und richtig anzuwenden. Dabei den Überblick zu gewinnen und zu behalten, ist eine echte Herausforderung.
Bernhard Schloß und Christian Botta haben den Versuch gewagt und das Buch „Das Methodensystem für Projekte“ herausgebracht. Es ist ein praxisorientierter Leitfaden, der über 130 Methoden, Werkzeuge und Modelle für den erfolgreichen Einsatz in Projekten vorstellt und dabei nicht ein dogmatisches Vorgehen in den Vordergrund stellt, sondern die flexible und situationsgerechte Anwendung – je nach Bedarf, Teamgröße oder Projektphase. Herzstück des Buches ist die (im Business-Neusprech:) „Table of PM Elements“– eine visuelle Systematik, die an das Periodensystem der Elemente erinnern soll. Allerdings zeigt die Struktur, dass die Autoren das Prinzip des chemischen Periodensystems eindeutig nicht verstanden haben. Aber es klingt halt so schön wissenschaftlich. Ob das „Methodensystem" bei der Suche wirklich hilft, da habe ich meine Zweifel, mir hat es jedenfalls nicht geholfen, dazu gleich mehr. Immerhin sind die kurzen und qualifizierten Methodenbeschreibungen und -bewertungen ein guter Einstieg.
Das Buch behandelt alle wichtigen Themen im Projektmanagement – von Planung und Steuerung über Zusammenarbeit im Team und das Sammeln von Anforderungen bis hin zu Qualitätssicherung, Risikomanagement und allgemeinen Managementansätzen. Die Autoren machen dabei deutlich, dass die Sammlung nicht vollständig ist und bei Bedarf durch weitere Methoden ergänzt werden kann. Besonders im Bereich der Künstlichen Intelligenz ist in Zukunft mit vielen neuen Tools zu rechnen.
Gelungen ist die einheitliche Struktur, nach der jede Methode vorgestellt wird: Zunächst gibt es eine kurze Einführung, die erklärt, was die Methode leistet und wofür sie geeignet ist. Danach folgen Hinweise zur Anwendung, eine Übersicht über Vor- und Nachteile, praktische Tipps für den Einsatz im Alltag sowie Hinweise auf ähnliche oder ergänzende Methoden. Zusätzlich ist jede Methode farblich gekennzeichnet – je nach Kategorie, etwa Projektmanagement-Methode, Management, Kommunikation oder Kreativität. Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass diese Zuordnung zu einem gewissen Teil subjektiv ist, da manche Methoden mehreren Kategorien zugeordnet werden könnten, die Autoren sie aber nur einer zuordnen. Da das Entscheidungssystem nach Kategorien sortiert ist, bekommt der Nutzer in diesem Fall also nicht alle geeigneten Methoden vorgeschlagen. Letztlich ist das System eine Entscheidungstabelle mit mehreren Filtern. Die grafische Aufteilung, die in der Tat etwas an das Periodensystem der Elemente erinnert, ist absolut willkürlich und weder intuitiv noch übersichtlich.
Im Anhang des Buches finden sich Tabellen, in denen die Methoden und Werkzeuge nach verschiedenen Kriterien sortiert sind – zum Beispiel nach Aufwand, Schwierigkeitsgrad oder Bewertung. Das sind im übertragenen Sinn die „Filter“ der dahinterliegenden Auswahltabelle. Das Stichwortverzeichnis enthält nur die Namen der Methoden. Leider fehlen ein Literaturverzeichnis oder weiterführende Links, was den Zugang zu vertiefender Information einschränkt.
Beim Kauf des Buches erhält man einen persönlichen Code, mit dem man das zugehörige eBook kostenlos als PDF- oder epub-Datei herunterladen kann – ein praktischer Bonus für alle, die lieber digital lesen und recherchieren.
Das Buch eignet sich gut als grundlegendes Nachschlagewerk – sowohl für Einsteiger als auch für erfahrene Projektmanager. Es bietet eine schnelle Orientierung im Projektalltag und unterstützt bis zu einem gewissen Grad bei der Auswahl und Anwendung von Methoden. Wenig überzeugend finde ich das sogenannte „Methodensystem“. Es wirkt auf mich willkürlich und subjektiv, weshalb es sich aus meiner Sicht auch nicht als zuverlässiger „Methoden-Finder“ eignet.