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Eine Serie politischer Unwetter hat die Welt durcheinandergebracht. Die Instrumente, mit denen wir uns früher orientierten, funktionieren nicht mehr. Verstanden wir Politik lange als einen Zeitstrahl, der von einer lokalen Vergangenheit in eine globale Zukunft führen würde, realisieren wir nun, dass der Globus für unsere Globalisierungspläne zu klein ist. Der Weg in eine behütetere Vergangenheit erweist sich ebenfalls als Fiktion. Wir hängen in der Luft, der jähe Absturz droht. In dieser brisanten Situation gilt es zuallererst, wieder festen Boden unter den Füßen zu gewinnen und sich dann…mehr
Eine Serie politischer Unwetter hat die Welt durcheinandergebracht. Die Instrumente, mit denen wir uns früher orientierten, funktionieren nicht mehr. Verstanden wir Politik lange als einen Zeitstrahl, der von einer lokalen Vergangenheit in eine globale Zukunft führen würde, realisieren wir nun, dass der Globus für unsere Globalisierungspläne zu klein ist. Der Weg in eine behütetere Vergangenheit erweist sich ebenfalls als Fiktion. Wir hängen in der Luft, der jähe Absturz droht.
In dieser brisanten Situation gilt es zuallererst, wieder festen Boden unter den Füßen zu gewinnen und sich dann neu zu orientieren. Bruno Latour unternimmt den Versuch, die Landschaft des Politischen neu zu vermessen und unsere politischen Leidenschaften auf neue Gegenstände auszurichten. Jenseits überkommener Unterscheidungen wie links und rechts, fortschrittlich und reaktionär plädiert er für eine radikal materialistische Politik, die nicht nur den Produktionsprozess einbezieht, sondern auch die ökologischen Bedingungen unserer Existenz.
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Autorenporträt
Bruno Latour, geboren 1947 in Beaune, Burgund, Sohn einer Winzerfamilie. Studium der Philosophie und Anthropologie. Bruno Latour war Professor am Sciences Politiques Paris. Für sein umfangreiches Werk hat er zahlreiche Preise und Ehrungen erhalten, darunter den Siegfried Unseld Preis und den Holberg-Preis. Latour verstarb am 09. Oktober 2022 in Paris.
Inhaltsangabe
Eine politisch-fiktionale Hypothese: Die Explosion der Ungleichheiten und das Verleugnen der Klimasituation sind ein und dasselbe Phänomen. Dank Amerikas Aufkündigung des Klimaabkommens wissen wir endlich in aller Klarheit, welcher Krieg erklärt wurde. Die Frage der Migrationen betrifft jetzt alle Welt, da sich eine neue und höchst perverse Universalität darbietet: sich als enterdet zu erleben. Die Plus-Globalisierung darf nicht mit der Minus-Globalisierung verwechselt werden. Wie die globalisierten führenden Klassen beschlossen, sich nach und nach aller Bürden der Solidarität zu entledigen. Der Verzicht auf eine gemeinsame Welt erschüttert das Vertrauen in die Fakten. Das Auftauchen eines dritten Pols erschüttert die klassische Ausrichtung der zwischen den Polen des Lokalen und des Globalen gefangenen Modernität. Die Erfindung des 'Trumpismus' ermöglicht das Orten eines vierten Attraktors, des Außerirdischen. Mit der Ortung des Attraktors des Terrestrischen ist eine neue geopolitische Ausrichtung definiert. Warum die Erfolge der politischen Ökonomie nicht immer auf der Höhe der Herausforderungen waren. Warum sie so große Mühe hatte, sich des Gegensatzes von Rechte und Linke zu entziehen. Wie die Vermittlung zwischen den sozialen und den ökologischen Kämpfen zu gewährleisten ist. Der Kampf der sozialen Klassen wird zum Kampf der geo-sozialen Plätze. Der Umweg über die Wissenschaftsgeschichte macht begreifbar, wie eine bestimmte Vorstellung von 'Natur' die politischen Positionen hat erstarren lassen. Es muss gelingen, die in der modernen Sicht des Gegensatzes von Linke und Rechte gefangene 'Natur' zu entzaubern. Eine Welt aus Objekten weist nicht dieselbe Art von Widerstand auf wie eine Welt aus Akteuren. Die Wissenschaften von der Kritischen Zone haben nicht dieselben politischen Funktionen wie die anderen Naturwissenschaften. Der Widerspruch zwischen Produktionssystem und Erzeugungssystem verstärkt sich. Wiederaufnahme der Beschreibung der Lebensterrains - die Beschwerdehefte als mögliches Vorbild. Persönliches Plädoyer für den Alten Kontinent
Eine politisch-fiktionale Hypothese: Die Explosion der Ungleichheiten und das Verleugnen der Klimasituation sind ein und dasselbe Phänomen. Dank Amerikas Aufkündigung des Klimaabkommens wissen wir endlich in aller Klarheit, welcher Krieg erklärt wurde. Die Frage der Migrationen betrifft jetzt alle Welt, da sich eine neue und höchst perverse Universalität darbietet: sich als enterdet zu erleben. Die Plus-Globalisierung darf nicht mit der Minus-Globalisierung verwechselt werden. Wie die globalisierten führenden Klassen beschlossen, sich nach und nach aller Bürden der Solidarität zu entledigen. Der Verzicht auf eine gemeinsame Welt erschüttert das Vertrauen in die Fakten. Das Auftauchen eines dritten Pols erschüttert die klassische Ausrichtung der zwischen den Polen des Lokalen und des Globalen gefangenen Modernität. Die Erfindung des 'Trumpismus' ermöglicht das Orten eines vierten Attraktors, des Außerirdischen. Mit der Ortung des Attraktors des Terrestrischen ist eine neue geopolitische Ausrichtung definiert. Warum die Erfolge der politischen Ökonomie nicht immer auf der Höhe der Herausforderungen waren. Warum sie so große Mühe hatte, sich des Gegensatzes von Rechte und Linke zu entziehen. Wie die Vermittlung zwischen den sozialen und den ökologischen Kämpfen zu gewährleisten ist. Der Kampf der sozialen Klassen wird zum Kampf der geo-sozialen Plätze. Der Umweg über die Wissenschaftsgeschichte macht begreifbar, wie eine bestimmte Vorstellung von 'Natur' die politischen Positionen hat erstarren lassen. Es muss gelingen, die in der modernen Sicht des Gegensatzes von Linke und Rechte gefangene 'Natur' zu entzaubern. Eine Welt aus Objekten weist nicht dieselbe Art von Widerstand auf wie eine Welt aus Akteuren. Die Wissenschaften von der Kritischen Zone haben nicht dieselben politischen Funktionen wie die anderen Naturwissenschaften. Der Widerspruch zwischen Produktionssystem und Erzeugungssystem verstärkt sich. Wiederaufnahme der Beschreibung der Lebensterrains - die Beschwerdehefte als mögliches Vorbild. Persönliches Plädoyer für den Alten Kontinent
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Für Dirk Pilz eröffnet der Philosoph Bruno Latour mit seinem Manifest die Diskussion. Nachzuvollziehen, dass eine neue geopolitische Epoche angebrochen ist, wie der Autor behauptet, scheint Pilz noch Schwierigkeiten zu bereiten. Das neue Klimaregime, das dem Klimawandel folgt, zusammenzudenken mit der Globalisierung, der Ungleichheit und der Migration, scheint ihm aber anregend genug, auch wenn die Erwartungen an Europa in dieser Hinsicht, die der Autor stellt, ihm hoch vorkommen. So vage der Autor in seinen Ausführungen bleibt, so klar hört der Rezensent die Aufforderung, die Änderung der Welt-Verhältnisse wahrzunehmen.