„Wer Wurzeln hat, kann schön langsam auch fliegen üben.“
Irgendwo in Deutschland, von irgendwoher, aus einem Land, in dem Krieg und Zerstörung, Gefahr und Bedrohung herrschen. Eine Flüchtlingsfamilie hat ein neues Zuhause gefunden, hat sich eingelebt, macht das Beste aus ihrer Situation und hat
sich unterschiedlich gut eingelebt in das geordnete, regelbehaftete Deutschland. Mutter, zwei Kinder,…mehr„Wer Wurzeln hat, kann schön langsam auch fliegen üben.“
Irgendwo in Deutschland, von irgendwoher, aus einem Land, in dem Krieg und Zerstörung, Gefahr und Bedrohung herrschen. Eine Flüchtlingsfamilie hat ein neues Zuhause gefunden, hat sich eingelebt, macht das Beste aus ihrer Situation und hat sich unterschiedlich gut eingelebt in das geordnete, regelbehaftete Deutschland. Mutter, zwei Kinder, Tante, der Vater musste die Familie aus nicht genannten Gründen verlassen. Eine Vorzeige-Asylantin ist Madina, die Tochter, die auf dem besten Wege ist, Abitur zu machen, die Schule erfolgreich abzuschließen, die perfekte Integration. Mutter und Tante haben größere Probleme, sind der Sprache nicht mächtig, schotten sich ab und werden von Albträumen und Panikattacken geplagt.
Aber ganz so erfreulich, wie es auf den ersten Blick wirkt, ist diese Erfolgsgeschichte dann doch nicht und Madina erfährt Rassismus und Ausgrenzung. Schafft sie es, für sich und ihre Familie zu kämpfen? Erwachsen zu werden, zu reifen, Entwicklungen zu durchlaufen, die einem Teenager entsprechen? Sind die Freunde bereit und stark genug, ihr zur Seite zu stehen? Der aufrüttelnde Roman „Dazwischen: Wir“ von Julya Rabinowich präsentiert eine starke, sympathische Heldin, die auf der Suche nach dem richtigen Weg ist, die Gegenwart meistern und ihre Zukunft formen muss.
Traumsequenzen durchziehen den Roman: Szenen wie aus einem Horrorfilm, die Madinas Gefühle und Ängste erklären. Sie sind ein Schlüssel zu ihrem Inneren und helfen ihr, mit der Gegenwart und der Vergangenheit besser zurecht zu kommen. Dem Leser erleichtern sie den Zugang zur Hauptfigur, er lernt sie auf einer neuen Ebene kennen und verstehen.
Auch vom Schriftstellerischen ist dieser Roman sehr gelungen. Es ist großartig, wenn Jugendliche neben einer intensiven und aufregenden Handlung auch noch eine weitere literarische Ebene präsentiert bekommen. So erlebt man ganz nebenbei verschiedene Erzählweisen, entdeckt Metaphern und Bilder, die zur Interpretation einladen, bekommt einen Einstieg in Literatur, die mehr bietet als "bloße" Unterhaltung.
Eine klare Leseempfehlung besonders für junge Menschen.