Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Soll man zerstörte Gebäude im alten Stil wieder aufbauen? Rekonstruktion ist derzeit mächtig in Mode (man denke nur an das Berliner Schloss). Die Texte in dem hier vorliegenden Sammelband stemmen sich dagegen, erklärt Rezensent Jürgen Tietz und fasst einige wesentliche Argumente zusammen: Der Zürcher Denkmalpfleger Georg Mörsch weist darauf hin, dass die Entstehung in der Vergangenheit für ein Denkmal unabdingbar ist. Das neue ist kein Denkmal. Andere sehen in der Rekonstruktion eine "Flucht aus der Verantwortung" und einen Trend zur Restauration. Der ehemalige schleswig-holsteinische Landeskonservator Johannes Habich formuliert es, von Tietz zitiert, am schärfsten: Es gehe bei vielen Rekonstruktionen in erster Linie "um die Herstellungen von Symbolen kultureller und nationalpolitischer Identität - und zwar (...) durch eine Rückbindung, die sich als Brückenschlag über die nationale Katastrophe der Nazizeit und deren Folgen (...) darstellt". Tietz findet das lesens- und bedenkenswert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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