London, Sommerferien, und die Lehrerin April Harlency, geschieden und einsam, sitzt in ihrer kleinen Wohnung in einem heruntergekommenen Haus und einem ebenso ungepflegten Garten. Sie denkt zurück an einen Sommer ihrer Kindheit und beschließt, den Ort dieses Sommers wieder aufzusuchen: sie fährt
nach Stonebridge in Kent. Stück für Stück verliert sie sich in Kindheitserinnerungen, die die Autorin…mehrLondon, Sommerferien, und die Lehrerin April Harlency, geschieden und einsam, sitzt in ihrer kleinen Wohnung in einem heruntergekommenen Haus und einem ebenso ungepflegten Garten. Sie denkt zurück an einen Sommer ihrer Kindheit und beschließt, den Ort dieses Sommers wieder aufzusuchen: sie fährt nach Stonebridge in Kent. Stück für Stück verliert sie sich in Kindheitserinnerungen, die die Autorin mit der Gegenwart vermengt, und der Leser geht mit April zurück ins Jahr 1953. Eine Zeit, in der im idyllischen Stonebridge Schilder in den Fenstern hingen wie: „Zimmer zu vermieten. Keine Schwarzen. Keine Iren. Keine Haustiere.“
Die ländliche Idylle hat also ihre Schattenseiten. April genießt zunächst die Sonnenseiten, und dazu gehört die Freundschaft mit der eigenwilligen und aufsässigen Ruby. Die Mädchen finden in einem verlassenen Obstgarten einen alten Eisenbahnwaggon, der nun ihr geheimes Nest und ihr Treffpunkt wird. Sehr schnell erkennt April aber die Schattenseiten. Ruby ist vernachlässigt, schlecht ernährt, schlecht angezogen und wird misshandelt. Und auch für April verliert sich der Zauber des Paradieses: sie steht den Übergriffen eines älteren und beliebten Dorfbewohners hilflos gegenüber.
Dieses Nebeneinander von Idylle und Gewalt, von Paradies und tatsächlicher Realität erzählt die Autorin in einer wunderschönen, immer ruhigen Sprache. Es gelingt ihr bewundernswert, immer die Perspektive der 8jährigen April zu wahren, die vieles noch nicht versteht und daher nur in Andeutungen wiedergeben kann. Dadurch hat das Buch auch seine humorvollen, komischen Seiten, aber der Autorin gelingt es mit ihrer einfühlsamen Sprache, immer die Bedrohung der Idylle und der Kindheit vor Augen zu halten. Die Fragilität und Verwundbarkeit der Kindheit wird vor der Folie der sozialen Gegebenheiten der Nachkriegszeit umso deutlicher.
Über allem liegt der melancholische Ton der Erinnerung und die Trauer um Verlust und nicht genutzte Möglichkeiten.
Ein leiser, sprachlich wunderschöner, berührender Roman.