Zivilcourage
Die von mir geliebte Romanautorin stellt in diesem Buch die Frage, wie man sich gegen Machtmissbrauch wehren kann. Sie selbst war als Mitglied der bayerische Akademie zu dieser Frage gekommen, weil ihr nach einem Satz im Protokoll verboten wurde, Buchvorstellungen durchzuführen. Das
beschreibt sie ausführlich in diesem Buch und dank ihrer Recherche zu ihrem Roman „Justizpalast“…mehrZivilcourage
Die von mir geliebte Romanautorin stellt in diesem Buch die Frage, wie man sich gegen Machtmissbrauch wehren kann. Sie selbst war als Mitglied der bayerische Akademie zu dieser Frage gekommen, weil ihr nach einem Satz im Protokoll verboten wurde, Buchvorstellungen durchzuführen. Das beschreibt sie ausführlich in diesem Buch und dank ihrer Recherche zu ihrem Roman „Justizpalast“ kennt sie sich auch in rechtlichen Frage aus. Einerseits hat mir gefallen, wie die Autorin selbst Position bezieht und nicht klein beigibt, andererseits ist dieses Thema so weit von meiner Wirklichkeit weg, dass ich doch die juristischen Details übersprungen habe.
Übersprungen habe ich auch in meiner Kritik die für mich wesentlich interessanteren ersten beiden Kapitel. Zunächst wird behandelt, wie die pädophile Neigung des Wiener Kardinals Groer ans Licht der Öffentlichkeit kam. Eines seiner Opfer meldete sich zu Wort, als keiner mehr damit rechnete. Anstatt die Tat zu leugnen, stellten seine Mitbrüder den Schaden für die Kirche in den Mittelpunkt ihrer Wutrede. Doch da es längst Gerüchte gab, die von ehrwürdigen Benediktinermönchen an die Bischöfe weiter geleitet wurden, war der Kardinal nicht zu halten. Als Reformkatholik erstaunt mich aber, dass er dennoch als Prior eines Klosters weiterarbeiten sollte. Erst der Protest eines anderen Mönches schaffte mit Hilfe der Öffentlichkeit die Versetzung von Groer auf Altenteil.
Das zweite Kapitel verwundert noch mehr. Offensichtlich hat das Ehepaar Harderthauer, bei dem die Frau bayerische Sozialminister war, durch einen im Modellbau versierten Patienten einer psychiatrischer Klinik durch dessen Arbeitstherapie Millionen verdient.
Seltsam ist, dass die einzige kritisierende Beamtin schnell versetzt wurde und wenn sich nicht Justizopfer Mollath an die Modellbau gewandt hätte, wäre wohl nichts ans Licht gekommen.
Noch seltsamer ist, dass uner parlamentarisches System für solche Fälle einen Untersuchungsausschuss vorsieht, in dem in diesem Fall aber nicht einmal die Opposition ein Interesse hatte, den Fall aufzuklären, so dass wichtige Akten nicht eingesehen und vermutlich später vernichtet wurden. Dank des Vertreter der Freien Bürger und dessen Anwalt, die beiden keine Karriere mehr vor sich hatten, ist das Versagen des Ausschusses aber gut dokumentiert.
Ich bewundere die Autorin für dieses mutige Buch und wünsche mir gerade in unseren Verwaltungshierachien mehr Menschen, die den Mund aufmachen, um Missstände zu beheben. Ich wünsche mir Vorgesetzte, die das nicht als Machtverlust ansehen, sondern eine Fehlerkultur pflegen.
Das wünsche ich auch der katholische Kirche, fürchte aber, dass bei den Geistlichen Hopfen und Malz verloren ist. Trotz der ausführlichen Gesetzesbeschreibungen wegen des Mutes 5 Sterne.