Äthiopien pur und eine intensive Auseinandersetzung über die eigenen Wurzeln und Identität
Die Autorin erzählt uns in dieser autobiografischen Geschichte viel über ihr Geburtsland Äthiopien.
Sie war sieben Jahre alt, als ihre Mutter sie und ihren dreijährigen Bruder mit allerletzten Kräften in
die Mutter-Theresa-Station schleppte. Ihre Mutter verstarb ein paar Tage später, ausgezehrt von Aids.…mehrÄthiopien pur und eine intensive Auseinandersetzung über die eigenen Wurzeln und Identität
Die Autorin erzählt uns in dieser autobiografischen Geschichte viel über ihr Geburtsland Äthiopien.
Sie war sieben Jahre alt, als ihre Mutter sie und ihren dreijährigen Bruder mit allerletzten Kräften in die Mutter-Theresa-Station schleppte. Ihre Mutter verstarb ein paar Tage später, ausgezehrt von Aids. Ihr kleiner Bruder, dem das Virus mit der Zeugung in die Wiege gelegt wurde, folgte ihr keine drei Wochen später.
Ennatu hatte Glück, denn sehr bald fanden sich Adoptiveltern aus Barcelona. Und ein neues Leben jenseits der bislang gewohnten bitteren Armut und fern von Kinderarbeit konnte beginnen. Ihre Eltern waren so umsichtig und ließen die Autorin nie ihre Wurzeln vergessen. Ganz im Gegenteil, sie förderten es sehr und reisten drei Jahre später mit ihr nach Äthiopien, zurück in den Norden des Landes, in dem sie aufwuchs.
Es war ein hartes Leben, im Grenzgebiet von Sudan und Eritrea. Der gelebte Wahnsinn namens Krieg und bewaffnete Scharmützel standen an der Tagesordnung, die Leidtragenden waren immer die Ärmsten der Bevölkerung.
Die autobiografische Erzählung ist eigentlich nur ein Aufhänger, eine Rahmenhandlung, die sehr intensive Einblicke in das karge Leben auf dem Land vermitteln. Das Buch ist ein Manifest für die Identitätsfindung, das Besinnen der Wurzeln von denen man kommt und zugleich ein politischer Führer durch das Land.
Was ist Identität? Wie stellt sie sich dar? Oder wie kann sie sich darstellen, wenn man als junge Erwachsene aus zwei Welten kommt? Auch wenn es keine frühkindlichen Erinnerungen gibt, ab einem gewissen Alter vergisst man nichts mehr. So konnte Ennatu noch sehr viel von ihrer kleinen Familie und dem Leben in jenen Landstrichen berichten, sich darauf besinnen, ja sogar die Kontakte zu suchen um sich bewusst zu machen, wo sie ihre Wurzeln hat. Und wo man auf der anderen Seite (durch viel Glück) ein Zuhause bekommen hat. Wieviel Adoptivkinder haben schon die Möglichkeit, ihre Vergangenheit lebendig zu gestalten, und auch ihre Muttersprache als Teil ihrer wahren Identität zu behalten und zu pflegen.
S. 14: „Und wie schwierig es war, eine Karte zu finden, auf der die Ortsnamen Dansha und Humera vorkamen! Sie schienen nicht zu existieren, doch ich beharrte darauf, dass ich in diesen Städten gelebt hätte. Nie war mir so klar gewesen, wer ich war und woher ich kam.“ [Anm: Dies geschah 2003, im Zuge der Adoption der Siebenjährigen.]
Der Titel – „Der Geruch von verbranntem Eukalyptus“ ist eine der frühesten Erinnerungen aus der Kindheit. Denn diese Hölzer aus den riesigen Plantagen wurden auch zum Feuermachen verwendet.
Was die Autorin, geb. 1996, in ihrem kurzen Leben nicht nur erlebt, sondern auch schon geschaffen hat – bitte selber lesen. Es ist unglaublich informativ, natürlich auch stark politisch gefärbt, und dennoch mit den Lebensberichten unterhaltsam verfasst, sodass es einen richtigen Sog beim Lesen entwickelte. Das Leseerlebnis wäre natürlich nichts ohne eine sehr gute Übersetzung von Michael Ebmeyer
Das Buch habe ich sehr gerne gelesen. Es macht nachdenklich und eröffnet weite Blicke über den eigenen Tellerrand in einen Staat, den wir nur von den meist negativen Schlagzeilen her kennen. Ganz große Leseempfehlung !