Ein Klassiker der Literatur – nicht spannend aber geistreich
Bei diesem Roman handelt es sich um eine Parodie auf die feine Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Handlungsort ist Wien, die Reichshauptstadt von Kakanien (gemeint ist die Österreichisch - Ungarische Monarchie).
Hauptdarsteller Ulrich, von Haus aus begütert, wird Mitglied einer Arbeitsgruppe, die sich mit der Planung der…mehrEin Klassiker der Literatur – nicht spannend aber geistreich
Bei diesem Roman handelt es sich um eine Parodie auf die feine Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Handlungsort ist Wien, die Reichshauptstadt von Kakanien (gemeint ist die Österreichisch - Ungarische Monarchie). Hauptdarsteller Ulrich, von Haus aus begütert, wird Mitglied einer Arbeitsgruppe, die sich mit der Planung der sogenannten Parallelaktion (eine patriotische Handlung zum 70. Regierungsjubiläum des österreichischen Kaisers) beschäftigt. Eine der Initiatoren dieser Aktion ist Diotima, einer Dame der besseren Gesellschaft.
Das Buch lebt nicht von den Handlungen (es passiert nämlich nicht viel), sondern von Dialogen und Gedankengängen. Der Roman setzt sich aus vielen kleinen Kapiteln zusammen, in denen das Beziehungsgeflecht der Hauptakteure mit akribischer Genauigkeit beleuchtet wird. Die vielen Perspektiven auf das Geschehen, gespickt mit feiner Ironie, sind der Kern des Buches. In diesen Beschreibungen beweist Robert Musil Genialität.
Während viele berechenbare Personen am Geschehen teilnehmen (z.B. General Stumm von Bordwehr oder Diotima), bleibt der Protagonist Ulrich eine diffuse Gestalt, ein „Mann ohne Eigenschaften“. Er ist in ein Außenseiter auf hohem intellektuellem Niveau und gleichzeitig ein Anziehungspunkt für die unterschiedlichsten Charaktere der feinen Gesellschaft.
„Der Mann ohne Eigenschaften“ ist ein anspruchsvoller aber auch anstrengender Romangigant. Bandwurmsätze mit mehr als 80 Wörtern erschweren das Verständnis und sind nicht mehr zeitgemäß. Es ist unverkennbar, welche Arbeit in diesem Buch steckt, das man als Kunstwerk der Literaturgeschichte bezeichnen kann. Empfehlen würde ich es nur Viellesern, die sich von 1000 Seiten sprachgewaltiger Lektüre nicht abschrecken lassen.