Berühmtheit hat einen Preis, und den zahlt man jeden Tag aufs Neue - 4,5 ⭐️
„Der Rache Glanz“ von Maud Ventura erzählt die Geschichte von Cléo Louvant. Schon als Kind wollte sie nur eines: Berümht sein. Um jeden Preis.
„Es ist viel vom Impostersyndrom die Rede. Man bildet sich ein, seinen
Erfolg nicht verdient zu haben, einfach nur Glück gehabt, sich durchgewurschtelt zu haben und einer…mehrBerühmtheit hat einen Preis, und den zahlt man jeden Tag aufs Neue - 4,5 ⭐️
„Der Rache Glanz“ von Maud Ventura erzählt die Geschichte von Cléo Louvant. Schon als Kind wollte sie nur eines: Berümht sein. Um jeden Preis.
„Es ist viel vom Impostersyndrom die Rede. Man bildet sich ein, seinen Erfolg nicht verdient zu haben, einfach nur Glück gehabt, sich durchgewurschtelt zu haben und einer Person, die kompetenter ist als man selbst, den Platz zu stehlen. Ich meinerseits leide unter der gegensätzlichen, nicht einzugestehenden Angst: Ich bin der Meinung, dass ich ein wahnsinniges Talent habe, und frage mich, wann das endlich die ganze Welt merkt. Für mich wäre es der Gipfel der Ungerechtigkeit, sollte mein Genie unbemerkt bleiben. Ich bin außergewöhnlich, aber ich fürchte, dass es mir nie vergönnt sein wird, es eindrucksvoll unter Beweis zu stellen.“
Cléo setzt alles daran, den durchschnittlichen Verhältnissen ihrer Pariser Kindheit zu entkommen. Sie arbeitet hart daran, um eine berühmte Sängerin zu sein, formt ihren Körper, arbeitet an ihren Songs und ihrer Stimme, perfektioniert ihren Karriereplan. In New York kommt dann der große Durchbruch
Hautnah erlebt man mit, was es bedeutet, berühmt zu sein: Den Ruhm, aber auch die Schattenseiten davon: „Öffentlich würde ich es niemals zugeben, aber ich bin erschöpft. Ich war bereit, alle Schlachten zu schlagen, um berühmt zu werden, habe mir aber nicht vorstellen können, was ich alles tun müsste, um es auch zu bleiben.“
Maud Ventura zeigt auf bissige und unterhaltsame Weise, wie das Musikbusiness funktioniert, wie die Musiker*innen möglichst gewinnbringend vermarktet werden, wie die Inszenierung auf den sozialen Medien läuft und wie hoch der Preis der Berühmtheit ist.
„Ein Bild kommt mir immer wieder in den Kopf: das einer Orange, die man auspresst. Ich werde bald nichts mehr zu geben haben. Sie zahlen mir viel, aber sie nehmen mir alles.“
„Ich habe mich wieder in die Hölle manövriert, habe alles geopfert, um wieder ins Zentrum einer Maschinerie zu gelangen, die ich unerträglich finde. Ich bin natürlich nicht der erste Mensch, der in die Falle eines zweischneidigen Traumes tappt. Viele Eltern wünschen sich aus ganzem Herzen ein Kind; am Ende schütteln genau diese Eltern ihr Baby so heftig, dass sie seinem Gehirn irreversible Schäden zufügen, weil sie es leid sind, sich selbst so weit entfremdet zu sein, und für so lange Zeit. Ich verstehe sie nur zu gut. Schauen Sie, bei mir ist es nicht bloß ein kleines einzelnes Wesen, sondern es sind Millionen, die die Arme nach mir ausstrecken, die um meine Liebe und jedes Fitzelchen meiner Aufmerksamkeit betteln.“
Die Protagonistin ist narzistisch, arrogant und alles andere als sympathisch. Sie ist besessen vom Ruhm, will immer mehr, nichts ist mehr genug: „Meine größten Siege bereiten mir nur noch eine flüchtige Freude. Sie haben schon bald keinen Effekt mehr. Ich brauche immer mehr davon, um dieselbe Wirkung zu spüren. Das Hochgefühl hält nicht an, niemals.“
„Der enorme Ruhm hat die Bestie in mir befreit, erbarmungslos und grausam. Ich kann es auch gleich offen sagen: Ich habe mir die Hände schmutzig gemacht. Auf meinem Level haben alle Leichen im Keller. Wer das Gegenteil behauptet, lügt. Der Ruhm ist eine Kriegsbeute – niemand ist je bereit, ihm den Rücken zu kehren.“
Das Buch ist wirklich ein Highlight, spannend und unterhaltsam. Maud Venturas Schreibstil ist herrlich bissig und pointiert, ein echtes Lesevergnügen - und das Ende ist ein Knaller!
Ich vergebe 4,5 Sterne ⭐️ und bedanke mich beim Hoffmann und Campe Verlag und an NetGalley für das Rezensionsexemplar! 📚💚