Der Roman beginnt mit der Trauerfeier für Iwan Illjitsch, der nach langer und schwerer Krankheit gestorben ist. Von echter Trauer ist keine Spur, es mangelt selbst seinen langjährigen Freunden an echter Anteilnahme, stattdessen verabredet man sich für den Abend zum Kartenspielen. Die Witwe betont,
wie sehr sie gelitten hat und interessiert sich primär für Geldunterstützung vom Staat.
Der…mehrDer Roman beginnt mit der Trauerfeier für Iwan Illjitsch, der nach langer und schwerer Krankheit gestorben ist. Von echter Trauer ist keine Spur, es mangelt selbst seinen langjährigen Freunden an echter Anteilnahme, stattdessen verabredet man sich für den Abend zum Kartenspielen. Die Witwe betont, wie sehr sie gelitten hat und interessiert sich primär für Geldunterstützung vom Staat.
Der Sarkasmus, der hier zum Ausdruck kommt, spiegelt die Außenperspektive auf die Sinnhaftigkeit des Lebens wider. Die Innenperspektive erlebt der Protagonist im Zuge seiner Krankheit.
Es folgt die Biografie von Iwan Illjitsch, der als Richter der gehobenen Gesellschaft angehört. Im Zuge seiner beruflichen Karriere lernt er seine Frau kennen und wird Teil der gehobenen Gesellschaft. In dem Maße, in dem ihre Ansprüche zunehmen, entfremden sich die Eheleute. Illjitsch konzentriert sich auf seinen Beruf und familiär wird der äußere Schein gewahrt.
Eine Neubewertung seiner Lebenssituation erfolgt erst im Zuge seiner Krankheit. Er konsultiert zahlreiche Ärzte, die ihm letztlich nicht helfen können. Sie behandeln ihn mit derselben professionellen Unmenschlichkeit, mit der er als Richter seine Angeklagten abgeurteilt hat.
Iwan Illjitsch beschäftigt sich zunehmend mit existenziellen Fragen und stellt sich die Frage nach dem Sinn des Lebens. Ihn plagen neben seinen physischen Schmerzen Zweifel. "Dass sowohl sein Dienst wie auch seine Lebensführung, seine Familie sowohl wie all diese Interessen der Gesellschaft und des Dienstes, dass all dies zusammen nicht das Wahre gewesen sein mochte." (85)
Leo Tolstoi kritisiert mit dieser Geschichte die Werte der bürgerlichen Existenz und der Gesellschaft. Leben rational zu erklären führt zu Kälte und Bedeutungslosigkeit. Die Antworten lauten Selbstlosigkeit und Liebe, wie sie durch Illjitsch Diener Gerassim zum Ausdruck kommen – der einzige Lichtblick in dieser trostlosen Erzählung.