Die Welt der Hauptfigur, des Schriftstellers Gustav Achenbach, ist geprägt durch frühen Schriftstellerischen Ruhm, Hang zur Repräsentation und Leistung. Doch gerade die Hingabe an die Kunst bedeutet für den Protagonisten eine Spannung zwischen "Müdigkeit" und "Neugier der Nerven", die durch seine
Reise ins "märchenhaft Abweichende" Venedigs verbunden mit der homoerotischen Liebe zu dem…mehrDie Welt der Hauptfigur, des Schriftstellers Gustav Achenbach, ist geprägt durch frühen Schriftstellerischen Ruhm, Hang zur Repräsentation und Leistung. Doch gerade die Hingabe an die Kunst bedeutet für den Protagonisten eine Spannung zwischen "Müdigkeit" und "Neugier der Nerven", die durch seine Reise ins "märchenhaft Abweichende" Venedigs verbunden mit der homoerotischen Liebe zu dem kränklichen polnischen Knaben Tadzio dazu führt, dass Achenbach zusehens die Augen vor den realen Gegebenheiten verschließt. Für ihn wird somit diese Reise zu einem ausweglos-einsamen Abenteuer voller Entwürdigung und tödlicher Bedrohung. Seine bürgerlichen Ideale haben der Aufwallung des Gefühls letztlich nichts entgegenzusetzen.
Überzeugend gestaltet Thomas Mann in dieser Novelle den ausweglosen Weg der Hauptfigur, der, von vornherein durch vorausdeutende Todesboten geprägt, ins Unvermeidliche zu führen scheint, wobei selbst die allegorisierenden Konfigurationen des Todes nie aus dem realistischen Handlungsgefüge herausfallen. Dem Leser wird der leidenschaftliche Zerfall einer scheinbar gesicherten Existenz wie auch die Entwürdigung und Korrumpierung des Künstlers eindrucksvoll vor Augen geführt, wenngleich gerade die Vielzahl an Beziehungen den Rahmen der Deutungen um ein Vielfaches erweitert.