Wiener Milieugeschichte mit Freud
Nach „Das Café ohne Namen“ wollte ich auch dieses Buch lesen, weil die Geschichte in ähnlicher Weise erzählt wird.
Unser Held ist Franzl aus dem Salzkammergut, der von seiner Mutter zum Trafikant Otto nach Wien geschickt wird, weil ihr Finanzier bei einem
Sommergewitter im See ertrunken ist und sie ihren Sprössling anscheinend nicht alleine versorgen kann.…mehrWiener Milieugeschichte mit Freud
Nach „Das Café ohne Namen“ wollte ich auch dieses Buch lesen, weil die Geschichte in ähnlicher Weise erzählt wird.
Unser Held ist Franzl aus dem Salzkammergut, der von seiner Mutter zum Trafikant Otto nach Wien geschickt wird, weil ihr Finanzier bei einem Sommergewitter im See ertrunken ist und sie ihren Sprössling anscheinend nicht alleine versorgen kann. Über die Beziehung der Mutter erfahren wir kaum was, nur dass Franz’ Vater verstorben ist.
Wir begleiten Franzl nach Wien, der im Nebenraum des Trafik nächtigt. Ich sollte noch schreiben, dass ein Trafik ein Zeitungskiosk mit Zigarren ist.
Er sitzt auf einem Hocker an der Tür, während Otto, der im Ersten Weltkrieg ein Bein verloren hat, verkauft. Franzl reift heran, wird zum Franz und wundert sich, wieviele Titel die Kunden haben.
Doch wenn der Professor kommt, muss auch er aufstehen. Er freundet sich mit Freud an, vom dem es auf Seite 127 heißt: „Der Professor hingegen war dermaßen klug, dass er die Bücher, die er lesen wollte, gleich selber schreiben konnte.“
Freund gibt Franz Tipps, wie er mit sich verlieben kann. So lernt er die Böhmin Anezka kennen, doch seine Liebe bleibt etwas einseitig. Gegen Ende klebt Franz seine Träume an die Außenwand des Trafiks und wir Leser erwarten die Deutung des Professors, aber es kommt anders.
Als Franz nach Wien kommt, schreiben wir das Jahr 1937 und da Freud Jude ist, ist die Machtübernahme der Nazis ein zentrales Thema. Otto wird als erster verhaftet und nachdem Freud geflohen ist, bekommt auch Franz Schwierigkeiten, ja noch mehr, aber ich will nicht spoilern.
Ein rundum gelungener Roman, der auch die Postkarte von Franz an seine Mutter und zurück enthält. Die Gräueltaten der Nazis beschönigt er immer. 5 Sterne